Blick nach vorne
Der jährlich stattfindende Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg ist ein Forum für Ideen, die Streuobstwiesen eine Zukunft geben. Vorträge zu aktuellen Entwicklungen in Praxis und Forschung sind Grundlage für die Diskussion und gemeinsame Entwicklung von Handlungsoptionen für eine lebendige Streuobstkultur.

16. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2022
Europaweiter Wissens- und Erfahrungsaustausch für innovative Rettungswege von Streuobst
Der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg kehrte nach 15 Jahren zu seinen Wurzeln zurück: Wie auch für die ersten beiden Streuobsttage öffnete die Universität Hohenheim ihre Pforten zur Austragung der Veranstaltung, die erstmalig in einem Hybrid-Format stattfand. Vor Ort und an den heimischen Bildschirmen verfolgten über 150 Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Keltereien, Aufpreisinitiativen und der Verwaltung sowie Praktikerinnen und Praktiker die Fachvorträge und brachten sich in Diskussionen ein. Hochstamm Deutschland e.V. bedankt sich herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, bei den Organisatoren und Teilnehmenden für ihr Engagement und Interesse.
Baden-Württemberg als Streuobst-Herzstück Europas
„Baden-Württemberg ist Streuobstland. Bei uns im Land haben wir die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas. Damit tragen wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaft. Der landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht dieses Jahr daher unter dem Motto „Neue Wege zum Erhalt von Streuobst“.“, begrüßt der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL.
Neue Wege wurden in diesem Jahr auch beim Format des Landesweiten Streuobsttages gegangen: So fand der Streuobsttag in Hohenheim parallel vor Ort und online sowie in deutscher und englischer Sprache statt. Dies bot die Möglichkeit, deutschlandweit und darüber hinaus Impulse und Erkenntnisse im Streuobstbau aufzunehmen und sich in einem europäischen Kontext zu vernetzen. Dementsprechend war in diesem Jahr erstmalig eine Referentin aus dem englischen Ausland zu hören: Rebecca Cassidy aus London stellte das UK Orchard Network vor. Mit diesem europäischen Vernetzungsgedanken knüpfte der Streuobsttag an dem Format des Tages der Streuobstwiese an.
Streuobsttag verpasst? Hier die Fachvorträge der Expertinnen und Experten
Die Referentinnen und Referenten spannten den Bogen von verstaubt herrlicher Tradition über Image, Wert und Praxis hin zu rentablen Modellen: Neben Vorträgen, welche die Streuobstwiesen mit ihren Ökosystemdienstleistungen oder die Auswirkungen des Klimawandels auf diese in den Fokus nahmen, ging es beim landesweiten Streuobsttag auch um die erfolgreiche Vermarktung von Streuobst. Im Folgenden stehen die Vorträge zum Download zur Verfügung:
- Neue Wege zum Erhalt von Streuobst
Sonja Müller-Mitschke, Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg - Ökosystemleistungen von Streuobstwiesen auf dem Weg zur Ware
Achim Schäfer, Universität Greifswald, Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie - Aktuelles rund um‘s Streuobst
Hannes Bürckmann, Hochstamm Deutschland e. V. - Streuobst sichtbar machen: Das UK Orchard Network
Rebecca Cassidy, UK Orchard Network, London - Das Projekt STIK: Streuobstwiesen im Klimawandel
Prof. Dr. Klaus Schmieder, Universität Hohenheim, Fachgebiet für Landschafts- und Pflanzenökologie, Stuttgart (derzeit noch nicht verfügbar) - Streuobst Filterblase: Kennen Verbraucherinnen und Verbraucher Streuobst?
Sophia Philipp, Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing - Wertschöpfungskette Streuobst: Erfolgsfaktoren zur praktischen Wertschöpfungssteigerung
Markus Mayer, Büro für Landschaftskonzepte, Schallstad
Hintergrundinformationen zum Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg.
Der jährlich stattfindende Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht nun seit 16 Jahren für Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch. Er bietet eine Plattform für Streuobstinitiativen, Keltereien, Vereine, Kommunen, Naturschutz- und Umweltverbände, Fachberaterinnen und Fachberater für Obstbau sowie Interessierte. In diesem Jahr ergänzten die digitale Teilnahmemöglichkeit sowie eine englische Übersetzung das Vor-Ort-Event. So gelang die Verästelung von Streuobstakteuren europa- und weltweit. Zu den Veranstaltern zählen die Akademie Ländlicher Raum, Hochstamm Deutschland e.V., das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, die neuland+ GmbH & Co. KG sowie die Universität Hohenheim (Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie).
Weitere Informationen:
- Akademie Ländlicher Raum (2022)
- Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (2022)
Fotos: Ulrike Schütze, ALR (v. l. n. r. Sophia Philipp (Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing), Sonja Müller-Mitschke (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg), Achim Schäfer (Universität Greifswald, Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie), Hannes Bürckmann (Hochstamm Deutschland e. V.), Sophie Beetz (Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg), Markus Mayer (Büro für Landschaftskonzepte, Schallstad), Rebecca Cassidy (UK Orchard Network, London), Prof. Dr. Klaus Schmieder (Universität Hohenheim, Fachgebiet für Landschafts- und Pflanzenökologie, Stuttgart))








15. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2021
Nachlese zum Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg online (BW)
Bereits zum 15. Mal zeigt der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg innovative Ansätze im Streuobstbereich. Sechs spannende Vorträge an drei Abenden stellen sich der Frage, wie Streuobst zukunftsweisend genutzt werden kann. Rund 110 Teilnehmende freuten sich über die Einblicke.
Streuobst prominent im Koalitionsvertrag
Peter Hauk, Landwirtschaftsminister in BW und Dr. Konrad Rühl, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium stimmten mit in Ihren Grußworten auf den Landesweiten Streuobsttag ein. Sie freuen sich über die Anerkennung des Streuobstbaus als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland. Streuobst habe in BW einen wichtigen Stellenwert, aber der wichtigste Baustein seien die Streuobstakteure selbst, lobte Hauk die Teilnehmenden des Streuobsttages. Das stützt die Landesregierung auch im neuen Koalitionsvertrag, in dem Streuobst prominent an mehreren Stellen ausdrücklich genannt wird.
Warum anpacken sinnvoller als jammern ist
Hannes Bürckmann, Leiter der Geschäftsstelle von Hochstamm Deutschland e.V., zeigte, wie wertvoll der Streuobstbau über das Mostobst hinaus ist. Bewirtschaftende ärgern sich über die geringen Mostobstpreise, die ihre wertvolle Arbeit unrentabel machen. Das liegt an der atomistischen Angebotsstruktur sowie der Informations-Asymmetrie. Das bedeutet: Es gibt viele, viele kleine Mostobsterzeugende, die wenigen Abnehmer*innen gegenüberstehen. Diesen wiederum fehlen wichtige Informationen zu Liefermenge und Qualität, die eine gute Produktionsplanung ermöglichen. Hochstamm Deutschland e.V. stellt sich die Frage, wie sich die aktuelle Situation lösen lässt und setzt dem allgemeinen Jammern Vorschläge entgegen: Gemeinschaftsmarketing/Markenzeichen für Hochstamm-Produkte; Streuobst positiv für eine erfolgreiche Vermarktung besetzen. Der Verein ist sich sicher: Kommunizieren Streuobstakteure ihre wertvolle Arbeit und die Schönheit der Kulturlandschaft gemeinsam, erreichen sie eine breite Öffentlichkeit. Die Aufnahme des Streuobstanbaus in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe zeigt es bereits: Streuobstakteure sind Kulturerbebewahrer. In Kürze wird Hochstamm Deutschland e.V. einen Schritt weiter gehen und das Thema der „Ökosystemleistungen“, Ansätze für eine beteiligungsorientierte Erfassung sowie das Preismonitoring thematisieren.
Kein Blumenstrauß so schön wie ein blühender Apfelbaum
Streuobstbäume bezaubern im Frühling. Genau dieses Panorama nimmt Hans Hartl zum Anlass, einen internationalen Tag der Streuobstwiese auszurufen. Hartl ist Obmann der Arbeitsgemeinschaft Streuobst (ARGE) in Österreich und stößt mit seiner Idee auf viel Unterstützung – erst landesweit, schließlich international. Gemeinsam mit Hochstamm Deutschland e.V. und weiteren Partnern fand somit am letzten Freitag im April der erste internationale Streuobsttag mit vielen Aktionen und einer länderübergreifenden Pressekonferenz statt. Beim Streuobsttag kam die Idee aus Österreich, beim Antrag des Streuobstbaus als Immaterielles Kulturerbe (IKE) ist Deutschland Vorreiter. Hartl und seine Arbeitsgemeinschaft ziehen nun nach und arbeiten an einem Antrag für das IKE in Österreich. Erst wenn mehrere Partnerländer dies umgesetzt haben, geht die Bewerbung als IKE Streuobstbau auf der weltweiten Liste in die nächste Runde. Martina Hörmann, Vorsitzende von Hochstamm Deutschland e.V. freute sich über das Engagement in Österreich.
Beliebter Brettacher: Verbraucher lieben Streuobst
Dass Streuobst auch als Tafelobst eine gute Figur macht, zeigt das Projekt des Schwäbischen Streuobstparadieses e.V.. Über 15 Tonnen verschiedener Streuobstäpfel und -birnen vermarktete der Verein über EDEKA und REWE. Maria Schropp, Geschäftsführerin des Streuobstparadieses organisierte zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen die gesamte Vermarktung – vom Mengenabgleich mit den Supermärkten über die Logistik bis hin zur Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern. Diese bekamen für ihr handgepflücktes Obst zwischen 0,80 und 1 Euro/kg. Voraussetzung war eine Mindestliefermenge von 100 kg und eine hohe Qualität. Die Verbraucher*innen sind vom regionalen Streuobst begeistert. Das Projekt läuft auch dieses Jahr wieder an. Geplant haben die Initiatoren auch einen Leitfaden für die Tafelobstvermarktung.
Weitere Informationen:
Streuobst per Post
Wo bekommen wir Tafelobst aus Streuobstwiesen denn her? Diese Verbraucherfrage verleitete Alois Wilfling und Stefanie Schuster dazu, ihr Projekt eva&adam anzugehen. Sie vermarkten 146 verschiedene Streuobstsorten hauptsächlich per Paketversand. Zielgruppen sind neben Familien und Gastronomie auch Streuobstbegeisterte, die sich mit der Probierkiste (ähnlich einer Pralinenschachtel mit erlesenen Sorten gefüllt) auf die Entscheidung der passenden Sorte für ihren Garten vorbereiten. Je nach Seltenheit der Sorte zahlt eva&adam zwischen 0,50 und 2 Euro/kg an die Lieferanten aus. Mit diesen Preisen erntete das Projekt bei einem Inserat in lokalen Landwirtschaftszeitungen ungläubige Anrufe. Doch genau diese Wertschätzung und -schöpfung ist den Initiatoren wichtig. Sie setzen v.a. auch auf Verbraucheraufklärung und machen mit ihrem Projekt auch auf die Vielfalt der Sorten aufmerksam. Eine pomologische Datenbank ist ebenfalls Bestandteil des erfolgreichen Projekts.
Designer-Handtasche aus Streuobst?
Streuobst ist mehr als ein Lebensmittel. Das zeigt Heidrun Hochreiter von der Wirtschaftsagentur des Landes Oberösterreich. In dem internationalen EU-Projekt AlpBio Eco erarbeitete Hochreiter innovative Businessmodelle für Unternehmen. Dabei untersuchte sie die europaweit am weitesten verbreitete Frucht: den Apfel. Gerade bei der Saftherstellung bleiben große Mengen von Trester zurück, die Potential für Verpackungsmaterial aufweisen. Laboruntersuchungen zeigen, dass Apfeltrester sowohl antimikrobielle Eigenschaften als auch gute Säurebarriereeigenschaften aufweist. Damit bietet er die ideale Grundlage für biologisch abbaubare Kartonagen und Verpackungen von Kosmetikprodukten. Weitere Forschungen untersuchen nun, welche Mischverhältnisse im Trester ideal sind und wie er am besten getrocknet wird.
Weitere Informationen:
Drohnen über Streuobstwiesen
Prof. Alexander Siegmund zeigt, wie moderne Satelliten und Drohnentechnologie zum Streuobsterhalt beitragen. Mit Drohnen überfliegen die Forschenden in einem Modellprojekt Streuobstbestände in Bad Schönborn und berechnen aus den Luftbildern 3D-Modelle. Die einzelnen Bäume sind dort erkennbar, inkl. Alter, Höhe, Sorte und Pflegezustand. Daraus entsteht eine interaktive geographische Datenbank. Darin sieht jeder Interessierte, wo welcher Baum in welchem Zustand steht. Die Webanwendung zeigt somit, wo Handlungsbedarf besteht. Interessierte Bürger*innen haben nun auch die Möglichkeit, eigene Kenntnisse und Beobachtungen einfließen zu lassen, die dann wiederum zur Validierung, Ergänzung und Fortführung des Datenbestandes genutzt wird. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen, z.B. Streuobstfesten und -aktionen entsteht daraus ein dauerhaft tragfähiges Konzept zur Erhaltung und Pflege der Streuobstwiesen.
Weitere Informationen:
- Streuobstwiesen Geo-Monitoring: Audi Stiftung für Umwelt
- Streuobst erfassen, bewerten und vermitteln – Integratives Monitoring-Konzept zur nachhaltigen Entwicklung und Kommunikation von Streuobstbeständen in Bad Schönborn
Zu allen Terminen und den Fachvorträgen:
Titelfoto des Landesweiten Streuobsttages Baden-Württemberg 2021: Klara Dittrich-Rommel

14. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2020
Mit dem Klick auf „Meeting verlassen“ war am Dienstag, den 17.11. pünktlich um 20:30 Uhr der letzte Termin des landesweiten Streuobsttages Baden-Württemberg 2020 beendet! An den drei Terminen schalteten sich jeweils zwischen 90 und 120 Teilnehmende aus ganz Deutschland zu. Dies zeigt, dass der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg bundesweit als gut etablierter Fachkongress für Streuobst gilt. Themen wie „Streuobsttourismus“, „Immaterielles Kulturerbe Streuobstbau“ und „Gemeinschaftsmarketing“ aber auch die Einführung von Webtools und das Aufeinandertreffen von Kunst und Streuobst stießen auf großes Interesse und regten zu Diskussionen an. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich für den Einsatz der Referierenden und das Interesse der Teilnehmenden bedanken!
Die Präsentationen der Referierenden werden nun nach und nach auf der Homepage der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt.
Es handelt sich um die folgenden Fachvorträge:
- Zu Gast auf der Wiese: Was bringt Streuobsttourismus? (Sophia Philipp, neuland+ & Sindy Grambow, Streuobstwerkstatt)
- Immaterielles Kulturerbe Streuobstanbau: Aktueller Stand, Ergebnisse aus den länderspezifischen Ergänzungen (Jannis Burk, neuland+)
- Mit Webtools verSTREUte OBSTWIESEN verwalten (Sabine Seliger, Stahringer Streuobstmosterei)
- Die Ausstellung Critical Zones: Wenn ein Kunstmuseum auf eine Streuobstwiese trifft (Daria Mille & Barbara Kiolbossa, ZKM Karlsruhe, Nele Kemper, Stadt Kralsruhe)
- Gemeinschaftsmarketing: Sinn, Nutzen, Umsetzung & Benchmark (Pamela Wieckmann, Bruderhahn Initiative & Tarik Grüter, Hochstamm Suisse)
Die jährliche Veranstaltung dient dem Informationsaustausch und der Vernetzung von Streuobstbegeisterten. Kommen Sie also auch nach dem Streuobsttag gerne auf uns zu und teilen Sie Ihre Fragen, Kommentare und Anmerkungen (kontakt@hochstamm-deutschland.de).
Auch wenn das neue digitale Format auf Anklang bei den Teilnehmenden gestoßen ist, hoffen wir ganz fest, Sie nächstes Jahr – auch im Sinne der Vernetzung – wieder vor Ort empfangen zu können.