Blick nach vorne
Der jährlich stattfindende Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg ist ein Forum für Ideen, die Streuobstwiesen eine Zukunft geben. Vorträge zu aktuellen Entwicklungen in Praxis und Forschung sind Grundlage für die Diskussion und gemeinsame Entwicklung von Handlungsoptionen für eine lebendige Streuobstkultur.
18. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2024
Teilnehmerrekord: Klimawandel bewegt Streuobstwelt
Mit über 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Ort in Stuttgart-Hohenheim und einer Online-Zuhörerschaft von rund 100 Personen brachte die 18. Auflage des Fachkongresses so viele Streuobstakteure zusammen wie noch nie. Der Grund: Seit einigen Jahren beobachten die Streuobstbewirtschafterinnen und -bewirtschafter nun auch Folgen des Klimawandels bei ihren Bäumen und Wiesen. Hitze und Trockenheit stellen die Bestände vor Herausforderungen. Eine Folge ist beispielweise, dass Krankheiten und Schädlinge an den geschwächten Bäumen leichtes Spiel haben. Hochstamm Deutschland e.V., die Akademie Ländlicher Räume Baden-Württemberg, das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie die Universität Hohenheim und zahlreiche Partner blicken zurück auf eine spannende Tagung mit lehrreichen Fachvorträgen, angeregten Gesprächen und dem guten Gefühl, dass sich so viele Engagierte bundesweit für den Erhalt von Streuobst einsetzen.
Die diskutierten Themen und Referentinnen und Referenten der Tagungen finden finden Sie im Programm.
Politik, Wissenschaft und Praxis: Was sagen die jeweiligen Expertinnen und Experten?
Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Baden-Württemberger Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz leitete die Tagung ein. Der Vormittag stand unter dem Zeichen der aktuellen Herausforderungen, die Streuobst neben dem Klimawandel aktuell beschäftigen. Hans-Thomas Bosch vom Pomologen-Verein e.V. zeigte, wie wichtig der Obstbaumschnitt auch mit Blick auf den Klimawandel ist. Er ist eine Grundvoraussetzung, damit die Bäume vital und stabil der Hitze und den Schädlingen entgegenstehen. Dr. Benedikt Ehrenfels von der BaumLand-Kampagne machte deutlich, dass durch gezielte Förderung bzw. Zulassung klimaangepasster Arten und Sorten, die öffentliche Hand gezielt unterstützen kann. Viele Projekte beschäftigen sich mit den Folgen des Klimawandels auf Streuobst, darunter Ansätze im Bereich Humusaufbau, Mistelbekämpfung und Spätfrostschäden. Über diese und weitere Neuigkeiten informierte Hannes Bürckmann von Hochstamm Deutschland e.V.
Chancen durch den Klimawandel?
Am Nachmittag blickte die Tagung gezielt auf die Expertinnen und Experten zum Streuobst im Klimawandel. Dr. Peter Decker von der Oberlausitz-Stiftung führte in das Thema ein. Er stützte sich dabei auf den ersten Leitfaden zum Thema, den die Stiftung mit weiteren Partnern erstellt hat. Er überraschte mit der Aussage: „Alte Sorten sind nicht die Rettung, stellen wir uns breiter auf.“ Tamara Schober und Kevin Fleckenstein von den Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Universität Hohenheim machten trotz aller Herausforderungen, Hoffnung auf ein Streuobst der Zukunft: „Klimastress kann auch positiv sein. Ein Baum, der heute leidet, passt sich für die Zukunft an“. Sie zeigten anhand der Ergebnisse aus einem mehrjährigen Forschungsprojekt u.a. eindrücklich, wie wichtig der regelmäßige Schnitt auf das Triebwachstum und damit Widerstandsfähigkeit der Bäume ist. Lukas Mischnick von der Flächenagentur Baden-Württemberg diskutierte, welche alternativen Baumarten eine Chance bei höheren Temperaturen sind z. B. Kaki, Quitte und Maulbeere.
Was hilft: im Austausch bleiben
Auch die Praxis blickte auf alternative Baumarten und -sorten. Thomas Weltner forscht an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau und wies auf das Potenzial von lokal angepassten Sorten hin. Hans-Joachim Bannier, vom Obst-Arboretum Olderdissen in Bielefeld ist als Streuobstexperte weit bekannt und ließ an seiner langjährigen Erfahrung teilhaben. Das Fazit der Tagung: Eine einheitliche Lösung gibt es nicht. Was bleibt: Der Eindruck, dass die Streuobstwelt eine Zukunft hat – und Austausch hilft.
Streuobsttag verpasst? Hier die Fachvorträge der Expertinnen und Experten
Die Fachvorträge zur Nachlese finden Sie hier (unter "weitere Informationen und Downloads").
Den Leitfaden "Streuobstwiesen im Klimawandel" der Oberlausitz-Stiftung des Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal finden Sie hier.
Fachkongress in Ostritz
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre rege Teilnahme an der Fachkonferenz „Zukunft Streuobstwiese – Klimawandel, Wert und Marketing“. Die hybride Veranstaltung am 1./2. März in St. Marienthal (Sachsen) war zum wiederholten Male ein voller Erfolg!
Wir blicken zurück auf eine spannende Tagung mit lehrreichen Fachvorträgen, angeregten Gesprächen und dem guten Gefühl, dass sich so viele Engagierte bundesweit für den Erhalt von Streuobst einsetzen.
Die Fachvorträge der Veranstaltung sind passwortgeschützt (Kennwort: Zukunft2024) und stehen hier zum Download zur Verfügung . Viel Freude mit den Inhalten.
Online-Reihe zum Klimawandel
Passend zu den beiden Fachkongressen "Streuobstwiesen im Klimawandel" im März und Mai von Hochstamm Deutschland e.V. und der Oberlausitz-Stiftung, gab es schon von Januar an die Möglichkeit sich auf das Thema einzustimmen. Die Biologische Station Kreis Euskirchen und das Dienstleistunszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz veranstalten eine Online-Vortragsreihe von Januar bis April. Weitere Informationen und die Fachvorträge gibt es bei hier.
17. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2023
Plattform für Streuobstakteure weltweit
Fast 200 Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Keltereien, Aufpreisinitiativen und der Verwaltung sowie Praktikerinnen und Praktiker nahmen vor Ort und an den heimischen Bildschirmen am 17. Landesweiten Streuobsttag teil. Die digitale Teilnahmemöglichkeit ergänzte das Vor-Ort-Event. So gelang die Vernetzung von Streuobstakteuren europaweit. Neben Fachvorträgen und Klassikern wie den bundesweiten Kurzmeldungen und einer Prognose gab es Diskussionsforen. Diese waren in diesem Jahr zum ersten Mal Teil der Tagung. Zur Hybrid-Veranstaltung luden in Zusammenarbeit die Veranstalter Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg, Hochstamm Deutschland e.V., das Ministerium für Ernährung Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie die Universität Hohenheim ein.
Der Blick in die Zukunft
Mit einem Blick in die Zukunft eröffnete Matthias von Wuthenau vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg die Fachvorträge. Neben dem Eckpunktepapier verwies er auf das Baumschnittförderungsprogramm. Das Land führt derzeit eine Vielzahl an Projekten durch, die dem Streuobstanbau dienen.
Als Grundlage der neuen Streuobstkonzeption 2030 stehen innerhalb der nächsten sieben Jahre vielfältige Maßnahmen auf dem Plan - vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Zu den Handlungsfeldern zählen die Bewirtschaftung und Bestandssicherung, die Verarbeitung und Vermarktung, die Öffentlichkeitsarbeit, die Bildung und Beratung, die Forschung, die Förderung sowie die geplanten Streuobstregionen.
Obstbäume der Zukunft
Mit dem Impuls „Von der Wurzel her für die Zukunft denken” wagte auch Christoph Schulz aus Nordheim einen Blick in die Zukunft. Für das Ziel, erfolgreiche Bäume für das 22. Jahrhundert zu erhalten, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Als Ergebnis von mehr als 500 Jahren Streuobstanbau, steht der Menschheit eine höchst fachliche Obstbaukompetenz zur Verfügung. Zu den erfolgreichen Bäumen des 20. Jahrhunderts zählen dabei die Methusalem-Bäume. Schulz führt derzeit genetische Analysen verschiedener Obstbaumsorten durch, die Erkenntnisse über wurzelechte Bäume und deren Klimaresistenz liefern. Das Projekt gliedert sich in drei Forschungsphasen. Er ruft Interessierte auf, sich an diesem Zukunftsprojekt zu beteiligen. Sie sind herzlich eingeladen, sich bei ihm zu unverbindlich zu melden.
Welche Anforderungen stellen die VerbraucherInnen an Streuobstprodukte?
Diese Frage erforscht Sophia Philipp, Doktorandin im Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing der Universität Kassel. Im Rahmen einer repräsentativen Online-Befragung benannten 963 Verbraucher aus ganz Deutschland Wissen, Assoziationen und Argumente zum Streuobst. Die Umfrage lieferte spannende Erkenntnisse: Die Assoziationen zum Thema Streuobst entsprechen zwar nicht immer der Realität, dafür hat Streuobst einen guten Ruf.
Letztendlich geht es darum, Öffentlichkeitsarbeit in allen Formen zu praktizieren, die Streuobstprodukte und die Menschen dahinter bekannt macht. Das funktioniert, sofern es sich um hochwertige Streuobstprodukte mit Geschmack handelt. Somit erfüllen Produkthersteller die spontanen Erwartungen der Verbraucher an Streuobst und regen zum Wiederkauf an.
Aktuelles rund um’s Streuobst: Sichtbarmachung des Wertes von Streuobst
Hochstamm Deutschland e.V. sammelt das ganze Jahr über Neuigkeiten aus der Streuobstwelt. Einen Überblick gab Hannes Bürckmann. Der Verein selbst zielt auf eine multinationale Anerkennung von Streuobst als Immaterielles Kulturerbe bis 2028 ab. Außerdem bearbeitet der Verein im Moment zwei weitere geförderte Projekte: Gemeinschaftsmarketing für 100%-Streuobstprodukte sowie das Projekt „Streuobst 2030“. Letzteres widmet sich intensiv dem aktuellen Thema der Ökosystemleistungen. Karolina Düthorn von Hochstamm Deutschland e. V. zeigte auf, dass in der Streuobst-Kommunikation bereits häufig von Ökosystemleistungen gesprochen wird. Sie stieß dazu an, warum Streuobst-Ökosystemleistungen in Zukunft eine zentrale Botschaft der breiten Kommunikation einnehmen könnten. Das schafft neue Möglichkeiten, inner- sowie außerhalb der Streuobst-Community für Streuobst und die Streuobstprodukte zu werben.
Ein Blick in die Praxis: Verminderung von Trockenstress
Andreas Siegele von der Obstbauberatung der Landeshauptstadt Stuttgart zeigte praxisnahe Maßnahmen zur Verminderung von Trockenstress auf. Neben der Pflanzvorbereitung ist das Pflanzmaterial von grundlegender Wichtigkeit. Auch bei der Pflanzung selbst muss auf Besonderheiten geachtet werden. Dazu zählt unter anderem die Herbstpflanzung, bei der keine zu großen Löcher gegraben werden dürfen. Auch die Vorratsdüngung ist nicht zu vernachlässigen. Siegele ging außerdem auf die Bewässerung sowie den Pflanzenschutz ein.
Streuobst in Szene setzen
Die Diskussionsforen zeigten: Streuobst noch mehr in Szene zu setzen ist wichtig. Grundlegende Kenntnisse über das Streuobst müssen in der Gesellschaft etabliert werden, um die Wertschätzung der Streuobstbestände zu stärken. Hier muss die Politik aktiv werden und als eine unterstützende Instanz agieren. Sei es über die Durchführung von Kampagnen oder der Arbeit mit Symbolen und Informationen vor Ort. Außerdem wird der Wunsch nach einem Forum mit einem breiten Fachwissen für die Streuobstakteure laut.
Hochstamm Deutschland e.V. bedankt sich herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, bei den Organisatoren und Teilnehmenden für ihr Engagement und Interesse.
Streuobsttag verpasst? Hier die Fachvorträge der Expertinnen und Experten
Neben einem Ausblick in die Zukunft und einem Vortrag, welcher die Streuobstwiesen mit ihren Ökosystemdienstleistungen als Megathema identifiziert hat, ging es beim Landesweiten Streuobsttag um die Verbraucheranforderungen an die Kommunikation von Streuobstprodukten. Auch die Praxis kam nicht zu kurz: Praxisnahe Maßnahmen zur Verminderung von Trockenstress wurden aufgezeigt. Im Folgenden stehen die Vorträge zum Download zur Verfügung:
- Streuobsterhalt: Ein Blick in die Zukunft - Matthias von Wuthenau, Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (PDF)
- Erhalt durch Nutzung: Verbraucheranforderungen an die Kommunikation von Streuobstprodukten - Sophia Philipp, Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing
- Aktuelle Kurzmeldungen zu Projekten rund um's Streuobst - Hannes Bürckmann, neuland+ GmbH & Co. KG, Schrozberg
- Impuls: "Ökosystemleistungen" als Megathema für die künftige Streuobst-Kommunikation - Karolina Düthorn, Hochstamm Deutschland e. V., Rohrdorf
- Impuls: Praxisnahe Maßnahmen zur Verminderung von Trockenstress - Andreas Siegele, Landeshauptstadt Stuttgart, Obstbauberatung
- Impuls: Von der Wurzel her für die Zukunft denken - Christoph Schulz, Ingenieurbüro, Nordheim
Fotos: Sophie Beetz, ALR (v. l. n. r. Matthias von Wuthenau (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg), Sophia Philipp (Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing), Hannes Bürckmann (neuland+ GmbH & Co. KG, Schrozberg), Karolina Düthorn (Hochstamm Deutschland e. V., Rohrdorf), Andreas Siegele (Landeshauptstadt Stuttgart, Obstbauberatung), Christoph Schulz (Ingenieurbüro, Nordheim).
16. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2022
Europaweiter Wissens- und Erfahrungsaustausch für innovative Rettungswege von Streuobst
Der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg kehrte nach 15 Jahren zu seinen Wurzeln zurück: Wie auch für die ersten beiden Streuobsttage öffnete die Universität Hohenheim ihre Pforten zur Austragung der Veranstaltung, die erstmalig in einem Hybrid-Format stattfand. Vor Ort und an den heimischen Bildschirmen verfolgten über 150 Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Keltereien, Aufpreisinitiativen und der Verwaltung sowie Praktikerinnen und Praktiker die Fachvorträge und brachten sich in Diskussionen ein. Hochstamm Deutschland e.V. bedankt sich herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, bei den Organisatoren und Teilnehmenden für ihr Engagement und Interesse.
Baden-Württemberg als Streuobst-Herzstück Europas
„Baden-Württemberg ist Streuobstland. Bei uns im Land haben wir die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas. Damit tragen wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaft. Der landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht dieses Jahr daher unter dem Motto „Neue Wege zum Erhalt von Streuobst“.“, begrüßt der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL.
Neue Wege wurden in diesem Jahr auch beim Format des Landesweiten Streuobsttages gegangen: So fand der Streuobsttag in Hohenheim parallel vor Ort und online sowie in deutscher und englischer Sprache statt. Dies bot die Möglichkeit, deutschlandweit und darüber hinaus Impulse und Erkenntnisse im Streuobstbau aufzunehmen und sich in einem europäischen Kontext zu vernetzen. Dementsprechend war in diesem Jahr erstmalig eine Referentin aus dem englischen Ausland zu hören: Rebecca Cassidy aus London stellte das UK Orchard Network vor. Mit diesem europäischen Vernetzungsgedanken knüpfte der Streuobsttag an dem Format des Tages der Streuobstwiese an.
Streuobsttag verpasst? Hier die Fachvorträge der Expertinnen und Experten
Die Referentinnen und Referenten spannten den Bogen von verstaubt herrlicher Tradition über Image, Wert und Praxis hin zu rentablen Modellen: Neben Vorträgen, welche die Streuobstwiesen mit ihren Ökosystemdienstleistungen oder die Auswirkungen des Klimawandels auf diese in den Fokus nahmen, ging es beim landesweiten Streuobsttag auch um die erfolgreiche Vermarktung von Streuobst. Im Folgenden stehen die Vorträge zum Download zur Verfügung:
- Neue Wege zum Erhalt von Streuobst
Sonja Müller-Mitschke, Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg - Ökosystemleistungen von Streuobstwiesen auf dem Weg zur Ware
Achim Schäfer, Universität Greifswald, Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie - Aktuelles rund um‘s Streuobst
Hannes Bürckmann, Hochstamm Deutschland e. V. - Streuobst sichtbar machen: Das UK Orchard Network
Rebecca Cassidy, UK Orchard Network, London - Das Projekt STIK: Streuobstwiesen im Klimawandel
Prof. Dr. Klaus Schmieder, Universität Hohenheim, Fachgebiet für Landschafts- und Pflanzenökologie, Stuttgart (derzeit noch nicht verfügbar) - Streuobst Filterblase: Kennen Verbraucherinnen und Verbraucher Streuobst?
Sophia Philipp, Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing - Wertschöpfungskette Streuobst: Erfolgsfaktoren zur praktischen Wertschöpfungssteigerung
Markus Mayer, Büro für Landschaftskonzepte, Schallstad
Hintergrundinformationen zum Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg.
Der jährlich stattfindende Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht nun seit 16 Jahren für Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch. Er bietet eine Plattform für Streuobstinitiativen, Keltereien, Vereine, Kommunen, Naturschutz- und Umweltverbände, Fachberaterinnen und Fachberater für Obstbau sowie Interessierte. In diesem Jahr ergänzten die digitale Teilnahmemöglichkeit sowie eine englische Übersetzung das Vor-Ort-Event. So gelang die Verästelung von Streuobstakteuren europa- und weltweit. Zu den Veranstaltern zählen die Akademie Ländlicher Raum, Hochstamm Deutschland e.V., das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, die neuland+ GmbH & Co. KG sowie die Universität Hohenheim (Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie).
Weitere Informationen:
- Akademie Ländlicher Raum (2022)
- Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (2022)
Fotos: Ulrike Schütze, ALR (v. l. n. r. Sophia Philipp (Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing), Sonja Müller-Mitschke (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg), Achim Schäfer (Universität Greifswald, Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie), Hannes Bürckmann (Hochstamm Deutschland e. V.), Sophie Beetz (Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg), Markus Mayer (Büro für Landschaftskonzepte, Schallstad), Rebecca Cassidy (UK Orchard Network, London), Prof. Dr. Klaus Schmieder (Universität Hohenheim, Fachgebiet für Landschafts- und Pflanzenökologie, Stuttgart))
15. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2021
Nachlese zum Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg online (BW)
Bereits zum 15. Mal zeigt der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg innovative Ansätze im Streuobstbereich. Sechs spannende Vorträge an drei Abenden stellen sich der Frage, wie Streuobst zukunftsweisend genutzt werden kann. Rund 110 Teilnehmende freuten sich über die Einblicke.
Streuobst prominent im Koalitionsvertrag
Peter Hauk, Landwirtschaftsminister in BW und Dr. Konrad Rühl, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium stimmten mit in Ihren Grußworten auf den Landesweiten Streuobsttag ein. Sie freuen sich über die Anerkennung des Streuobstbaus als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland. Streuobst habe in BW einen wichtigen Stellenwert, aber der wichtigste Baustein seien die Streuobstakteure selbst, lobte Hauk die Teilnehmenden des Streuobsttages. Das stützt die Landesregierung auch im neuen Koalitionsvertrag, in dem Streuobst prominent an mehreren Stellen ausdrücklich genannt wird.
Warum anpacken sinnvoller als jammern ist
Hannes Bürckmann, Leiter der Geschäftsstelle von Hochstamm Deutschland e.V., zeigte, wie wertvoll der Streuobstbau über das Mostobst hinaus ist. Bewirtschaftende ärgern sich über die geringen Mostobstpreise, die ihre wertvolle Arbeit unrentabel machen. Das liegt an der atomistischen Angebotsstruktur sowie der Informations-Asymmetrie. Das bedeutet: Es gibt viele, viele kleine Mostobsterzeugende, die wenigen Abnehmer*innen gegenüberstehen. Diesen wiederum fehlen wichtige Informationen zu Liefermenge und Qualität, die eine gute Produktionsplanung ermöglichen. Hochstamm Deutschland e.V. stellt sich die Frage, wie sich die aktuelle Situation lösen lässt und setzt dem allgemeinen Jammern Vorschläge entgegen: Gemeinschaftsmarketing/Markenzeichen für Hochstamm-Produkte; Streuobst positiv für eine erfolgreiche Vermarktung besetzen. Der Verein ist sich sicher: Kommunizieren Streuobstakteure ihre wertvolle Arbeit und die Schönheit der Kulturlandschaft gemeinsam, erreichen sie eine breite Öffentlichkeit. Die Aufnahme des Streuobstanbaus in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe zeigt es bereits: Streuobstakteure sind Kulturerbebewahrer. In Kürze wird Hochstamm Deutschland e.V. einen Schritt weiter gehen und das Thema der „Ökosystemleistungen“, Ansätze für eine beteiligungsorientierte Erfassung sowie das Preismonitoring thematisieren.
Kein Blumenstrauß so schön wie ein blühender Apfelbaum
Streuobstbäume bezaubern im Frühling. Genau dieses Panorama nimmt Hans Hartl zum Anlass, einen internationalen Tag der Streuobstwiese auszurufen. Hartl ist Obmann der Arbeitsgemeinschaft Streuobst (ARGE) in Österreich und stößt mit seiner Idee auf viel Unterstützung – erst landesweit, schließlich international. Gemeinsam mit Hochstamm Deutschland e.V. und weiteren Partnern fand somit am letzten Freitag im April der erste internationale Streuobsttag mit vielen Aktionen und einer länderübergreifenden Pressekonferenz statt. Beim Streuobsttag kam die Idee aus Österreich, beim Antrag des Streuobstbaus als Immaterielles Kulturerbe (IKE) ist Deutschland Vorreiter. Hartl und seine Arbeitsgemeinschaft ziehen nun nach und arbeiten an einem Antrag für das IKE in Österreich. Erst wenn mehrere Partnerländer dies umgesetzt haben, geht die Bewerbung als IKE Streuobstbau auf der weltweiten Liste in die nächste Runde. Martina Hörmann, Vorsitzende von Hochstamm Deutschland e.V. freute sich über das Engagement in Österreich.
Beliebter Brettacher: Verbraucher lieben Streuobst
Dass Streuobst auch als Tafelobst eine gute Figur macht, zeigt das Projekt des Schwäbischen Streuobstparadieses e.V.. Über 15 Tonnen verschiedener Streuobstäpfel und -birnen vermarktete der Verein über EDEKA und REWE. Maria Schropp, Geschäftsführerin des Streuobstparadieses organisierte zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen die gesamte Vermarktung – vom Mengenabgleich mit den Supermärkten über die Logistik bis hin zur Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern. Diese bekamen für ihr handgepflücktes Obst zwischen 0,80 und 1 Euro/kg. Voraussetzung war eine Mindestliefermenge von 100 kg und eine hohe Qualität. Die Verbraucher*innen sind vom regionalen Streuobst begeistert. Das Projekt läuft auch dieses Jahr wieder an. Geplant haben die Initiatoren auch einen Leitfaden für die Tafelobstvermarktung.
Weitere Informationen:
Streuobst per Post
Wo bekommen wir Tafelobst aus Streuobstwiesen denn her? Diese Verbraucherfrage verleitete Alois Wilfling und Stefanie Schuster dazu, ihr Projekt eva&adam anzugehen. Sie vermarkten 146 verschiedene Streuobstsorten hauptsächlich per Paketversand. Zielgruppen sind neben Familien und Gastronomie auch Streuobstbegeisterte, die sich mit der Probierkiste (ähnlich einer Pralinenschachtel mit erlesenen Sorten gefüllt) auf die Entscheidung der passenden Sorte für ihren Garten vorbereiten. Je nach Seltenheit der Sorte zahlt eva&adam zwischen 0,50 und 2 Euro/kg an die Lieferanten aus. Mit diesen Preisen erntete das Projekt bei einem Inserat in lokalen Landwirtschaftszeitungen ungläubige Anrufe. Doch genau diese Wertschätzung und -schöpfung ist den Initiatoren wichtig. Sie setzen v.a. auch auf Verbraucheraufklärung und machen mit ihrem Projekt auch auf die Vielfalt der Sorten aufmerksam. Eine pomologische Datenbank ist ebenfalls Bestandteil des erfolgreichen Projekts.
Designer-Handtasche aus Streuobst?
Streuobst ist mehr als ein Lebensmittel. Das zeigt Heidrun Hochreiter von der Wirtschaftsagentur des Landes Oberösterreich. In dem internationalen EU-Projekt AlpBio Eco erarbeitete Hochreiter innovative Businessmodelle für Unternehmen. Dabei untersuchte sie die europaweit am weitesten verbreitete Frucht: den Apfel. Gerade bei der Saftherstellung bleiben große Mengen von Trester zurück, die Potential für Verpackungsmaterial aufweisen. Laboruntersuchungen zeigen, dass Apfeltrester sowohl antimikrobielle Eigenschaften als auch gute Säurebarriereeigenschaften aufweist. Damit bietet er die ideale Grundlage für biologisch abbaubare Kartonagen und Verpackungen von Kosmetikprodukten. Weitere Forschungen untersuchen nun, welche Mischverhältnisse im Trester ideal sind und wie er am besten getrocknet wird.
Weitere Informationen:
Drohnen über Streuobstwiesen
Prof. Alexander Siegmund zeigt, wie moderne Satelliten und Drohnentechnologie zum Streuobsterhalt beitragen. Mit Drohnen überfliegen die Forschenden in einem Modellprojekt Streuobstbestände in Bad Schönborn und berechnen aus den Luftbildern 3D-Modelle. Die einzelnen Bäume sind dort erkennbar, inkl. Alter, Höhe, Sorte und Pflegezustand. Daraus entsteht eine interaktive geographische Datenbank. Darin sieht jeder Interessierte, wo welcher Baum in welchem Zustand steht. Die Webanwendung zeigt somit, wo Handlungsbedarf besteht. Interessierte Bürger*innen haben nun auch die Möglichkeit, eigene Kenntnisse und Beobachtungen einfließen zu lassen, die dann wiederum zur Validierung, Ergänzung und Fortführung des Datenbestandes genutzt wird. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen, z.B. Streuobstfesten und -aktionen entsteht daraus ein dauerhaft tragfähiges Konzept zur Erhaltung und Pflege der Streuobstwiesen.
Weitere Informationen:
- Streuobstwiesen Geo-Monitoring: Audi Stiftung für Umwelt
- Streuobst erfassen, bewerten und vermitteln – Integratives Monitoring-Konzept zur nachhaltigen Entwicklung und Kommunikation von Streuobstbeständen in Bad Schönborn
Zu allen Terminen und den Fachvorträgen:
Titelfoto des Landesweiten Streuobsttages Baden-Württemberg 2021: Klara Dittrich-Rommel
14. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2020
Mit dem Klick auf „Meeting verlassen“ war am Dienstag, den 17.11. pünktlich um 20:30 Uhr der letzte Termin des landesweiten Streuobsttages Baden-Württemberg 2020 beendet! An den drei Terminen schalteten sich jeweils zwischen 90 und 120 Teilnehmende aus ganz Deutschland zu. Dies zeigt, dass der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg bundesweit als gut etablierter Fachkongress für Streuobst gilt. Themen wie „Streuobsttourismus“, „Immaterielles Kulturerbe Streuobstbau“ und „Gemeinschaftsmarketing“ aber auch die Einführung von Webtools und das Aufeinandertreffen von Kunst und Streuobst stießen auf großes Interesse und regten zu Diskussionen an. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich für den Einsatz der Referierenden und das Interesse der Teilnehmenden bedanken!
Die Präsentationen der Referierenden werden nun nach und nach auf der Homepage der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt.
Es handelt sich um die folgenden Fachvorträge:
- Zu Gast auf der Wiese: Was bringt Streuobsttourismus? (Sophia Philipp, neuland+ & Sindy Grambow, Streuobstwerkstatt)
- Immaterielles Kulturerbe Streuobstanbau: Aktueller Stand, Ergebnisse aus den länderspezifischen Ergänzungen (Jannis Burk, neuland+)
- Mit Webtools verSTREUte OBSTWIESEN verwalten (Sabine Seliger, Stahringer Streuobstmosterei)
- Die Ausstellung Critical Zones: Wenn ein Kunstmuseum auf eine Streuobstwiese trifft (Daria Mille & Barbara Kiolbossa, ZKM Karlsruhe, Nele Kemper, Stadt Kralsruhe)
- Gemeinschaftsmarketing: Sinn, Nutzen, Umsetzung & Benchmark (Pamela Wieckmann, Bruderhahn Initiative & Tarik Grüter, Hochstamm Suisse)
Die jährliche Veranstaltung dient dem Informationsaustausch und der Vernetzung von Streuobstbegeisterten. Kommen Sie also auch nach dem Streuobsttag gerne auf uns zu und teilen Sie Ihre Fragen, Kommentare und Anmerkungen (kontakt@hochstamm-deutschland.de).
Auch wenn das neue digitale Format auf Anklang bei den Teilnehmenden gestoßen ist, hoffen wir ganz fest, Sie nächstes Jahr – auch im Sinne der Vernetzung – wieder vor Ort empfangen zu können.