Wertschöpfungskette
Euch fehlen WSK-Bausteine oder ihr habt weitere positive Beispiele für gelungene Verlängerungen der Wertschöpfungskette? Schickt uns eine Mail!
Die Wertschöpfungskette Streuobst
Ob Saft, Gummibärchen oder Secco – bis ein fertiges Produkt im Regal steht, sind viele Schritte und Beteiligte notwendig. Organisation und das Zusammenspiel der einzelnen Handlungsstufen spielen dabei eine zentrale Rolle. Um den Weg vom Rohstoff zum fertigen Produkt besser zu verstehen und zu optimieren, stellen wir hier den Handlungsleitfaden für Wertschöpfungsketten (WSK) sowie unser neues Analysetool der Wertschöpfungskette Streuobst zur Verfügung. Erfahren Sie, wie Wertschöpfung entsteht, welche Anforderungen der Markt stellt, wo weit mehr als nur die Produktvermarktung eine Rolle spielt und wie Best-Practice-Beispiele helfen können.
Anleitung zur Wertschöpfungskette
Analysetool WSK Streuobst
Seit 1996 fördert der Verein „Streuobst-Initiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe“ den Erhalt artenreicher Streuobstwiesen nach dem Aufpreismodell als ein Zusammenschluss von Umweltgruppen, Privatpersonen, Vereinen, Städten, Gemeinden und Behörden. Besitzende oder Pächter*innen von Streuobstwiesen schließen mit der Streuobstinitiative einen Vertrag über die Anlieferung von (Bio-)Mostobst. Dieser beinhaltet eine traditionelle naturorientierte Bewirtschaftung, die durch die Einhaltung der Erzeugungskriterien gesichert ist. Es wird ein überdurchschnittlicher Obstpreis ausgezahlt.
Die Streuobstinitiative bietet folgende Zusatzangebote: vergünstigte Bäume, Obstbaumschnittkurse, Sammelbestellungen, Grundstücks- und Dienstleistungsbörse. Die Streuobstinitiative arbeitet mit hoher Kontinuität seit 25 Jahren zur Erhaltung des Streuobstes im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Das klare, zielorientierte Mitwirkungskonzept ergibt in Kombination mit den hochwertigen Produkten, den Betreuungsressourcen in der Geschäftsstelle und den Zusatzangeboten eine attraktive Mischung.
Bei der so genannten Sammelzertifizierung schließen sich Bewirtschaftende zusammen und verpachten ihre Flächen an eine Einrichtung (z.B. Initiative, Verein oder Kelterei), bewirtschaften die Flächen aber weiter – allerdings nach den Vorgaben der Bio-Richtlinie. Der neu entstandene „Betrieb“ (Pächter der Flächen) beantragt die Zertifizierung nach der Bio-Richtlinie für alle gepachteten Flächen. Ein internes Kontrollsystem ist verpflichtend, die Bündelung der Flächen in „einem Betrieb“ ermöglicht aber eine deutliche Effizienzsteigerung im Vergleich zur individuellen Zertifizierung jeder einzelnen Fläche (PDF NABU leitfaden biozertifizierung streuobst).
In Europa erlaubt die EU-Bio-Verordnung seit 2022, dass sich Erzeugergruppen gemeinsam bio-zertifizieren lassen. Bisher musste jeder einzelne Betrieb kontrolliert werden (Ausnahme Sammelzertifizierung). Bei der Gruppenzertifizierung (seit 2025 in Deutschland möglich) sind es nur noch fünf Prozent, die eine externe Kontrolle durchlaufen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Gruppen ein funktionierendes internes Kontrollsystem (IKS) haben oder aufbauen, das ihre Integrität dokumentiert, sowie dass sie ein gemeinsames Vermarktungssystem für ihre Produkte haben. Laut den Berechnungen des BKI lohnt sich die gemeinschaftliche Zertifizierung schon für Gruppen ab 30 Mitgliedern.
Bio-Streuobst: Kontrollinstitut ermöglicht kostengünstige Gruppenzertifizierungen
Der Aufbau von Knowhow im Streuobstbereich trägt stark dazu bei, dass z.B. Bewirtschafter mehr Ertrag oder eine höhere Qualität der Rohware erzielen, Bewirtschaftungs- oder Vermarktungsprojekte effizienter betrieben oder der Erhalt von Streuobstbeständen besser gesichert werden kann. Neben staatlichen Stellen (z.B. Landesanstalten) oder NGOs (z.B. NABU, BUND) organisieren vielfach Streuobst-Initiativen, Projekte oder Ortsgruppen vor Ort Qualifizierungen für ihre Mitglieder, um gezielt und projektbezogen das Knowhow der Bewirtschaftenden zu steigern.
Beispiele:
In der „echten“ Landwirtschaft schon lange bekannt: so genannte Maschinen-Ringe. Im Streuobst-Bereich kann das System die fachgerechte Bewirtschaftung und gezielt auch die Wirtschaftlichkeit (und die WSK) verbessern. Die überbetriebliche Nutzung und/oder der Verleih von Maschinen und Geräten. So wurde z.B. im Schwäbischen Streuobstparadies eine Übersicht über Maschinenverleihstationen erstellt (www.streuobstparadies.de/Bewirtschaften/Bewirtschaften/Maschinenverleih-Schnittgutsammlung). Auch die IG-Streuobst Kernen e.V. ist ein Beispiel, wie der überbetriebliche Einsatz von Maschinen die Bewirtschaftung erleichtern kann (https://streuobst-kernen.de/leistungen/leihmaeher/?)
Viele Kommunen, aber auch einige Landschaftserhaltungsverbände oder Bundesländer (z.B. Saarland, Bayern) unterstützen Bewirtschaftende von Streuobstwiesen über die Bezuschussung bei Erwerb von Jungbäumen zur Nachpflanzung. Noch erfolgreicher und effizienter kann der Bezug von Pflanzmaterial werden, wenn ein Sammeleinkauf z.B. über einen Verein oder eine Initiative organisiert wird.
Ein Beispiel hierfür ist der LPV Mainz-Kinzig (https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/wie-gehteine-obstbaum-bestellaktion-ganz-praktisch-wir-fragen-nach)
Ein gutes Beispiel zur Steigerung der Effizienz bei der Bewirtschaftung stellt auch ein Projekt im Enzkreis (Baden-Württemberg) dar: Die Förderung des Erwerbs von Jungbäumen zur Nachpflanzung ist hier an Beratungs-, Qualifizierungs- und Kontrollmechanismen geknüpft, die nicht nur für einen effizienten Mitteleinsatz sorgen, sondern auch die Überlebenschancen der gepflanzten Bäume und gleichzeitig die Vernetzung der Akteure stärken (https://www.enzkreis.de/output/download.php?fid=3397.539.1.PDF)
Seit November 2023 existiert es: das anerkannte Regelwerk, das festlegt, wie Obstbäume fachgerecht zu pflegen sind („gute fachliche Praxis“). Der Pomologen-Verein hat diese Lücke mit den “Standards der Obstbaumpflege – Empfehlungen zur fachgerechten Pflege großkroniger Obstbäume“ geschlossen.
Mit diesem Standard ist die WSK Streuobst ein gutes Stück weiter (https://www.hochstammdeutschland.de/nachricht/sie-sind-da-standards-fuer-obstbaumpflege).
Viele Bewirtschaftende stehen vor der Herausforderung, regional typische Obstsorten zur Nachpflanzung zu beziehen. Eine (fachgerechte und rechtlich abgesicherte) Selbstveredelung kann hier Abhilfe schaffen. Dazu sind aber ausreichend Fachwissen, Anleitung und vor allem der Bezug von – möglichst virusfreien – Edelreisern notwendig.
Wie dies erfolgreich kombiniert werden kann, zeigen ein Projekt des Tauberländer Bio-Streuobstwiesen e.V.
(https://tauberlaender.de/archegarten-wenkheim/)
oder die Stammtische des Pomologen-Vereins (https://www.pomologen-verein.de/).
Das Grünland der Streuobstwiese ist integraler Bestandteil – und bei „fachgerechter“ Bewirtschaftung ein wesentlicher Baustein der hohen Biodiversität. Neben der Steigerung der Effizienz bei der Bewirtschaftung, z.B. über Maschinenverleih oder Kooperationen mit Landwirten, kommt der Steigerung der Biodiversität eine besondere Bedeutung bei.
Wie die Effizienz und Biodiversität gemeinsam gesteigert werden kann, zeigt das Praxisbeispiel der „Obstivisten“ im Landkreis Ravensburg (www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/obstivisten-mitstreiter-innen-gesucht).
Mit dem Streuobstbau lässt sich auch heute noch Geld verdienen, wenn man gute Produkte herstellt und die technischen Möglichkeiten zur rationellen Bewirtschaftung der Bäume sinnvoll nutzt. Überbetrieblich eingesetzt kann der Einsatz von Maschinen die Ernte deutlich rationalisieren. Beispiele zeigt der Artikel zu den „Möglichkeiten zur Rationalisierung des Streuobstbaus“.
Dokument: WSK Streuobst - Technik Ernte
Der Verein Hochstamm Suisse fördert einen marktorientierten, innovativen Obstanbau auf Hochstammbäumen, der Produzierenden, Verarbeitenden und dem Handel eine Zukunftsperspektive bietet und die Vielfalt in Schweizer Hochstamm-Kulturlandschaften erhält. Er stärkt ein lebendiges und v.a. wirtschaftliches Produktionssystem, das einheimisches Obst für genussvolle Produkte hervorbringt und gleichzeitig zur Vielfalt und Ökologie der Kulturlandschaft beiträgt.
Mit der Vermarktung von Hochstammobst zu fairen Preisen und Innovationen im Produktionsprozess schafft der Verein die Voraussetzungen, dass diese traditionelle Produktionsform wieder rentabel gestaltet wird und die Produzenten ihre Obstgärten erhalten, pflegen und erneuern. Das Label «Hochstamm Suisse» zeichnet Produkte aus, die zu 100 Prozent aus Schweizer Hochstammobstgärten stammen. Es wird an Produzenten und Verarbeiter vergeben, die sich an die Qualitätsanforderungen des Vereins halten. Dies wird mit regelmäßigen Kontrollen von unabhängigen Inspektionsstellen garantiert.
Es gibt Märkte und Nachfrage für die klassischen Streuobstprodukte wie Säfte, Saftmischungen oder auch Apfelsaft-Schorlen. Dieser Markt ist aber begrenzt, die Konkurrenz und die Preissensibilität hoch. Dabei sind Produktinnovationen, die ein klassisches Streuobstprodukt aus der Masse heraus- und in ein neues Produktsegment heben, oft relativ einfach umzusetzen. Der Erfolg: die Wertschöpfung steigt und die Preissensibilität bei den Verbrauchenden sinkt.
Beispiele sind
- Apfelessige – nicht nur zum Würzen von Salaten (https://drhoehls.de/collections/all)
- Alkoholfreie Seccos – neue Zielgruppen (https://naturundmohr.de/seccos/alkoholfreieseccos/)
- Sortenreine Moste im Weinsegment (https://www.mostbarone.at/Produkte#gourmetmoste)
- Apfelschorle mit Aromazusatz im Limonadensegment (https://www.pomme200.de/die-produkte/#EAN0705632207307)
Für viele landwirtschaftliche Produkte wie Milch oder Getreide bestehen regelmäßige Veröffentlichungen zu den Erzeugerpreisen. Das Fehlen von Preisen in Abhängigkeit von der gelieferten Qualität ist eine große Lücke im Bereich Mostobst aus Streuobst. Kaum einer hat den Überblick, welcher Abnehmer oder welche Kelterei wie viel für's Mostobst zahlt. Einen Blick auf den Mostobstmarkt und die Abnahmepreise liefert Transparenz:
Link: https://www.hochstamm-deutschland.de/streuobst-vermarkten/preisbarometer-streuobst
Klassische Vermarktungswege für Streuobstprodukte sind der Getränkehandel und der Lebensmitteleinzelhandel. Darüber hinaus gibt stellen „Außer-Haus-Kanäle“ zusätzliche Chancen in einem sich stark verändernden Markt dar. Ein Forschungsprojekt der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn zeigt innovative Konzepte für die regionale Getränkeversorgung in Impulskanälen zur Außer-Haus-Verpflegung.
https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/forschungsprojekt-zuimpulskaeufen-
welche-chancen-ergebt-sich-fuer-saft
Streuobstprodukte werden oft sehr klassisch beworben, um die klassischen Zielgruppen anzusprechen. Viele Etiketten und Begleitmaterialien (Flyer, Webseiten etc.) sind auf die klassischen Zielgruppen ausgerichtet.
Verschiedene Beispiele zeigen, dass die zielgruppengerechte Bewerbung und Kommunikation insbesondere von Produktinnovationen neue Zielgruppen als (potenzielle) Kunden erreichen können: Das Beispiel Ostmost (s. auch unten) zielt über die Gestaltung der Etiketten und Website deutlich auf junge, „hippe“ und trendige Verbrauchende ab: https://www.ostmost.berlin/
BPB: Streuobst-initiative Karlsruhe
Apfel- und Birnensaft sind die Klassiker von der Streuobstwiese. Auch wenn innovative Produkte (s. unten) dazu beitragen, neue Zielgruppen zu erreichen und höhere Wertschöpfung zu erzielen, sind die Klassiker aufgrund ihrer Mengenwirkung nach wie vor wichtig. Neben der Qualität sind aber auch hier Abrundungen bzw. Ergänzungen des Sortiments um Misch- oder sortenreine Produkte Erfolgsfaktoren zur Ausweitung der Wertschöpfungskette
- Qualitativ hochwertige Säfte und Saftmischungen: https://streuobstinitiative.de/streuobstprodukte/#krio
- Beispiele für erfolgreiche Vermarktung sortenreiner Säfte: https://www.mehlhorns.de/shop/wiesenschatz/
BPB Pomme200
Schorlen waren lange Jahre ein massiver Wachstumsmarkt, der sich aus dem steigenden „Convenience-Bedürfnis“ der Verbrauchenden ergab, also dem Wunsch nach mehr „Bequemlichkeit“ durch den Erwerb von Produkten, die „fertig zum Verzehr“ sind. Mittlerweile sind Schorlen, also die Mischung von Saft mit Wasser unter Zusatz von Kohlensäure nicht nur Standard, sondern weisen auch beim Verbrauchenden eine hohe Preissensibilität auf. Produktinnovationen, wie die klare Apfelschorle mit Bergamotte-Aroma der Hersbrucker Alb e.V., zeigen exemplarisch, dass eine klassische Apfelsaftschorle aus dem breiten Sortiment erfolgreich herausgehoben werden kann.
BPB Mostbarone
Der Apfel- oder Birnen-Most – früher Standardprodukt in der Selbstversorgung – feiert heute ein Comeback: in der Form von moussierenden Getränken wie Cider oder Seccos (s. unten) oder über neue Qualitäts- und Vermarktungsansätze.
In Kombination mit der Tourismusstrategie „Mostviertel“ (s. oben) stellen die „Mostbarone“ und ihre Produkte eine eigene Wertschöpfungskette für Moste dar: mit einem eigenen Marketing und Qualitätssiegel, aber auch mit innovativen (sortenreinen) Produkten, die auch als Weinersatz in der Gastronomie Verwendung finden können (https://www.mostbarone.at).
BPB Stahringer
Wie die Apfelsaftschorle mit Zusatz von Bergamottearoma zeigt, kann durch diesen Aromazusatz ein neues Produkt entstehen, das dann auch in einem neuen Produktsortiment angesiedelt ist: im (Bio-)Limonade-Segment anstelle Schorle-Segment. Dadurch ändern sich die Zielgruppe und das Preisgefüge.
Ein erfolgreiches Beispiel für ein als vorhinein entwickeltes Limonaden-Produkt ist die Brisanti-Fruchtlimo von der Stahringer Streuobst-Mosterei am Bodensee: https://streuobstmosterei.de/geschmackssachen/
BPB: Manufaktur Geiger GmbH
Unter dem Begriff moussierende Getränke werden Schaumweine wie Sekt oder Champagner verstanden (auch alkoholfreie Varianten), ebenso wie Apfelschaumwein (Cidre/Cider oder Seccos) und andere Fruchtweine. Ein besonders gutes Beispiel, nicht nur von Cider-Herstellern sondern auch gleich zur Bildung einer Marktgemeinschaft ist die Initiative „Schwäbischer Cider“ (www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/gruendung-der-interessengemeinschaft-schwaebischer-cider
Brenner
Trotz zurückgehenden Alkoholkonsums im Allgemeinen und von Bränden im Besonderen in Deutschland stellen handwerklich hochwertige Obstbrände – und damit auch Streuobstbrände – nach wie vor eine gute Chance zur Steigerung der Wertschöpfung und Abrundung des Produktportfolios dar.
Neben vielen einzelbetrieblichen Praxisbeispielen ist hier (https://www.hochstamm-deutschland. de/nachricht/handwerkliche-brennkunst-neues-immaterielles-kulturerbe) auch auf die Verbindung zum Thema Immaterielles Kulturerbe verwiesen.
BPB: Mostviertel
Anknüpfend an die historische Tradition der Herstellung von Birnenmosten und dessen gewinnbringenden Verkauf, der in den landeskundlichen Begriffen „Mostviertel“ und „Mostbaron“ weiterlebt, wurde ab ca. 1996 eine touristische Strategie mit Elementen der Regionalentwicklung zum Erhalt des Bestandes von ca. hunderttausend Birnenbäumen gestartet. Zentrale Säule ist die Region Tourismusverband Moststraße, die die Vernetzung der Akteure aus Landwirtschaft, Wirtschaft und Verwaltung vorantreibt.
Eine Offensive zur Qualitätssteigerung auch mit neuen Produkten und einer parallelen Preissteigerung wurde umgesetzt und weitergeführt. Die Tourismusregion Mostviertel in Österreich ist ein gutes Beispiel für eine Erhaltungsstrategie für das Streuobst durch ein Regionalmanagement, das gut mit dem Bereich Tourismus verknüpft ist.
BPB Streuobst-Pädagogen & Grünes Klassenzimmer
Streuobst-Pädagogen (https://www.streuobst-paedagogen.de/index.php) haben das Ziel, die Umweltbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Verbindung mit dem Ökosystem und Kulturgut Streuobstwiese zu fördern. Aktive Streuobst-Pädagogen machen Streuobstwiesen in altersspezifischen Veranstaltungen begreifbar und erlebbar. Exkursionen und Projekte richten sich vor allem an Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen, aber auch an Erwachsene.
Das „Grüne Klassenzimmer“ ist ein Bildungsprojekt der Initiative Streuobst-Pädagogen (https://www.streuobst-paedagogen.de/index.php?page=klassenzimmer).
Unter kompetenter Anleitung ausgebildeter Streuobst-PädagogInnen ergibt sich die Möglichkeit, den Umgang mit Werkzeugen und Geräten einzuüben und Kulturmaßnahmen kennen zu lernen.
Hochstamm Deutschland e.V.
Hochstamm Deutschland e.V. hat ein System entwickelt, wie die Ökosystemleistungen und Biodiversität von Streuobstwiesen gebündelt monetarisiert werden können: Die Ökosystemleistungs-Zertifikate (interner Link zu ÖSL-Zertifikate?)
Stand der Forschung und Praxisbeispiele
Am 19. Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg 2025 wurden verschiedene Forschungs- und Praxisprojekte zur Inwertsetzung verschiedener Ökosystemleistungen von Streuobst vorgestellt. Hier die Übersicht und der Link zu den Vorträgen:
- Clarissa Schmelzle - Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Kalkulationshilfe Streuobstwiesen
- Beate Holderied: Streuobstpädagogik
- Jana Gneiting - Landratsamt Esslingen_ Schnittgutverwertung
- Prof. Dr. Christian Küpfer - Büro StadtLandFluss GbR: Nutzung von Mistelbeeren
- Prof. Dr. Alexander Siegmund - PH Heidelberg: Forschungsprojekt „Landschaft und Gesundheit“
BPB: Schwäbisches Streuobstparadies
Mit der Handelsplattform Streuobst fördert der Verein Schwäbisches Streuobstparadies e.V. die Verwertung von Produkten aus regionalen Streuobstwiesen.
Wir bringen besonders geschmackvolle Apfel- und Birnensorten von Streuobstwiesen als Tafelobst in Supermärkte und Kantinen der Region (s. https://www.streuobstparadies.de/Handelsplattform oder auch https://www.hochstamm-deutschland.
de/files/hochstamm/fachinformationen/250524_Streuobsttag_Vortrag_web_Schropp.pdf).
BPB Phileo
Trockenobst aus Streuobst ist eine Möglichkeit, Streuobstäpfel und -birnen zu verwerten. Für die erfolgreiche Vermarktung von Trockenobst aus Streuobst sind vor allem die Qualität der Früchte und die Verarbeitung entscheidend. Unversehrte, reife und aromatische Äpfel und Birnen sollten verwendet werden, da sich die Inhaltsstoffe und der Geschmack beim Trocknen konzentrieren. Eine naturnahe, schonende Trocknung erhält die wertvollen Vitamine und den authentischen Geschmack. Der Betrieb PhiLeo aus Baden-Württemberg verwertet Äpfel, Birnen, Mirabellen, Kirschen und Zwetschgen durch Trocknen und verkauft diese v.a. auf Weihnachtsmärkten.
Weitere Informationen können bei philipp@neulandplus.de nachgefragt werden.
BPB Obstparadies Staufen
Ein erfolgreiches Beispiel für eine Ausdifferenzierung der Produktpalette um Fruchtaufstriche ist im Obstparadies Staufen zu sehen (https://obstparadies-staufen.de/produkt-kategorie/fruchtaufstrichemehr/).
Nicht alle Produkte haben ausschließlich Rohware von Streuobstwiesen als Grundlage, aber das ausdifferenzierte Produktportfolio zeigt, dass ein Schwerpunkt auf der Vermarktung von Fruchtaufstrichen ökonomisch erfolgreich sein kann – insbesondere, wenn sie z.B. mit weiteren sortenreinen Produkten (wie z.B. Säften) kombiniert werden.
BPB Kressberger
Eine weitere erfolgreiche Ausdifferenzierung des Produktportfolios von Streuobst stellen Süßwaren dar.
Die Initiative Kressberger Premium stellt und vertreibt in Kooperation mit der Reutter GmbH als Hersteller (Bio-)Fruchtgummis aus Streuobst her und vermarktet diese erfolgreich über den Einzelhandel oder in kleinen Beuteln auch an die Hotelerie und Gastronomie als ein Aushängeschild für die Region Hohenlohe-Franken (https://www.kressbergerpremium.de/).
Imker, Weidefleisch, Schafpallets
Der Begriff „Streuobst“ hat ein positives Image bei vielen Verbrauchenden. Praxisbeispiele zeigen, dass sich mit Streuobst auch weitere Produkte verknüpfen und damit die gesamte Wertschöpfungskette Streuobst verlängern lassen. Streuobstbäume – und andere Agroforst-Systeme – steigern übrigens das Tierwohl und können die Weideperiode verlängern:
- Streuobst-Lammfleisch: http://www.streuobst-seiffert.de/seite/495984/lammfleisch.html
- Erfolgsfaktoren der Beweidung von Streuobstflächen: https://www.bionachrichten.de/blog/landwirtschaft/weiden-unter-obstbaeumen
- Kooperation mit Imkern oder die Imkerei auf Streuobstwiesen: https://www.streuobsthonig.de/
Gras/Heu, Holz
Auch zur Verlängerung der WSK bzgl. pflanzlicher Produkte kann der Begriff Streuobst beitragen. Erfolgreiche Beispiele zeigen dies:
- Vermarktung von „Streuobstheu“ (Kleintierheu): https://www.pet-ter.com/de/products/feno-do-pomar-by-petter?redirected=true&srsltid=Afm-
BOoqdYVVM89kwNIff8VaOG30ab8Pc0IsdNvO7mM0zSeICNGyNobNy - Aufbau von Vermarktungsgemeinschaften:
https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/obstivisten-mitstreiter-innen-gesucht
Newsletter-Serie
Kunst aus, von und mit Streuobst ist nicht mehr nur ein „netter Zeitvertreib“ für künstlerisch begabte Menschen. Kunst kann als Mittler in der Umweltbildung eingesetzt werden, die Aufmerksamkeit fürs Thema erhöhen, aber auch über Kunstwerke selbst die WSK verlängern und die Wertschöpfung steigern. Beispiele erfolgreicher Projekte sind:
- Ars Cubis: https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/streuobst-ist-ein-kunstwerkarscubis-
und-die-farbigen-streuobstfruechte - Brigitte Hofherr: https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/wiesen-liebe-alte-apfelsorten-
in-oelfarbe-auf-grundiertem-gewebe - Inszenierungskünstler Sabine Reibeholz und Marc von Reth: https://www.hochstamm-deutschland.
de/nachricht/perspektivwechsel-im-streuobst-wer-kunst-kauft-kommt-ins-paradies - Hermann Popp: https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/hermann-popp-gewachsene-
unikate-mit-drechslerischen-akzenten
Die Direktvermarktung – also vom Erzeugenden direkt an den Verbrauchenden – kann aus unterschiedlichen Gründen einen Mehrwert bieten. Zentral sind die direkte Wertschöpfung unter Eliminierung von Zwischenhandelsstufen sowie der direkte Kundenkontakt, der am zuverlässigsten zur nachhaltigen Kundenbindung führt. Die Direktvermarktung, z.B. über den Hofladen, Verkaufsautomaten, Wochenmärkte etc., hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: der hohe Zeitaufwand mit den entsprechenden Kosten. Eine gute Zusammenstellung der Erfolgsfaktoren Direktvermarktung findet sich in der folgenden Zusammenstellung:
Kaum eine Streuobst-Initiative erreicht ein so großes Verbreitungsgebiet und Marktdurchdringung wie Ostmost. Seit der Gründung vor gut 10 Jahren expandiert das Unternehmen in Kooperation mit dem Partner „Äpfel & Konsorten“ (https://www.aepfelundkonsorten.org/) sowohl hinsichtlich der Produktpalette wie auch des Vertriebsgebiets mit aktuell über 1.300 Verkaufsstellen in ganz Deutschland. Ostmost zeigt: Streuobstvermarktung ist skalierbar (https://stores.ostmost.berlin/).
Der erfolgreiche Vertrieb von Streuobstprodukten an die Gastronomie steht und fällt insbesondere mit den Alleinstellungsmerkmalen, die den Kunden geboten werden. Insbesondere Gastronomiebetriebe, die sich mit regionalen Produkten oder „Heimatbezogenheit“ (z.B. Naturparkgastronomen) profilieren, kommen als Kunden in Frage. Eine weitere große Chance, diesen Vertriebsweg erfolgreich beschreiten zu können, ergibt sich aus den Produkten: Praxisbeispiel wie die Streuobst-Initiative Calw-Enzkreis-Freudenstadt zeigen, dass „Türöffnerprodukte“ wie Cider den Weg auch für Folgeprodukte wie Säfte in die Gastronomie bahnen. Einen innovativen Ansatz insbesondere bzgl. Cider ist hier aufgezeigt:
https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/streuobstcider-in-der-gastronomie-eine-neuebewegung
Klassische Vermarktungswege für Streuobstprodukte sind der Getränkehandel und der Lebensmitteleinzelhandel. Darüber hinaus gibt stellen „Außer-Haus-Kanäle“ zusätzliche Chancen in einem sich stark verändernden Markt dar. Ein Forschungsprojekt der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn zeigt innovative Konzepte für die regionale Getränkeversorgung in Impulskanälen zur Außer-Haus-Verpflegung.
Das mehrjährige Projekt "Streuobst 2030 - nachhaltige Sicherung eines wertvollen Ökosystems in Baden-Württemberg" wurde von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg (https://stiftung-naturschutz.landbw.de/) mit Mitteln aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale unterstützt.
