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Wie sieht „Streuobst“ in Kasachstan und Kirgistan aus?
Die beiden zentralasiatischen Länder Kasachstan und Kirgistan sind reich an Wildobstgehölzen. Viele unserer modernen Streuobst- und Nusssorten stammen von dort. Hochstamm Deutschland e.V. besuchte im August 2025 verschiedene Projekte zum Schutz dieser Gehölze. Der Verein ist selbst Teil der Schutzbemühungen.
Projekt ALMA-KIKA: Wildobstgehölze im Fokus
Im Frühjahr 2023 kam der Verein Hochstamm Deutschland e.V. durch das vereinseigene Projekt "Streuobst 2030" in Kontakt mit Prof. Matthias Kramer von der Technischen Universität Dresden. Kramer, ein Befürworter des Wissenstransfers von der Wissenschaft in die Praxis, initiierte das "Kazakh-German Institute for the Protection of Ecosystems and Biodiversity" (KaGEB) in Almaty, Kasachstan. Seit April 2023 ist Hochstamm Deutschland e.V. offizieller Partner des KaGEB-Projekts "ALMA-KIKA". Hinter der Abkürzung verbirgt sich das Ziel, Wildobstgehölze in Kasachstan und Kirgistan aus Sicht von Wertschöpfungsketten und Regionalmanagement zu betrachten. Matthias Kramer und Hochstamm Deutschland e.V. arbeiten hierfür mit Universitäten und Nichtregierungsorganisationen aus der Region zusammen. Die Bundesstiftung Umwelt fördert das Projekt bis Ende 2025.
Wildobstgehölze: Schatz in Kasachstan und Kirgistan
Das Tian Shan Gebirge erstreckt sich über Kasachstan, China und Kirgistan. Neben gewaltigen Bergmassiven ist die Gegend bekannt für große Bestände an Wildobstgehölzen. Die weltgrößten wilden Walnusswälder liegen in der Nähe von Dschalal-Abad im Südwesten Kirgisistans. Dieses Gebiet ist bekannt für seine über 1.000 Jahre alten Bäume. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass viele der heute in Deutschland und Europa angebauten Obst- und Walnussbäume genetisch von diesen zentralasiatischen Vorfahren abstammen.
Kasachstan: Kunst und Malus sieversii im Fokus
In Kasachstan liegt der Schwerpunkt von ALMA KIKA auf dem Malus sieversii (Asiatischer Wildapfel) und bringt ihn zusammen mit Kunst als Mittel zur Umweltbildung stärker ins Bewusstsein. Bereits 2024 boten Botanikkünstlerin Brigitte Hofherr, Azhar Jandossova, Leiterin des Alma Museum, und der Botanische Garten in Almaty Einheimischen von Almaty einen neuen Zugang zu diesem Urapfel. In der M. sieversii-Anlage des Botanischen Gartens lernten Jugendliche den Urapfel kennen, erspüren Blätter und Früchte (zum ausführlichen Bericht).
2025 ging es nun darum, diese „Kunst-Umwelt-Bildung“ für das Naturerbe Malus sieversii zu professionalisieren. Das Ziel: Ein Netzwerk von Anbieterinnen und Anbietern solcher Kunst- und Umweltaktionen. Dafür planten Hochstamm Deutschland e.V., Brigitte Hofherr und Azhar Jandossova ein Netzwerktreffen. Das fand im August 2025 im Botanischen Garten statt. Dabei waren Unternehmerinnen, Künstlerinnen, Lehrpersonen und Wissenschaftlerinnen. Forscherin Gauhar Mukan führte in den M. sieversii ein und zeigte dem Teilnehmerkreis die Bestände in der Versuchsanlage. Dort, zwischen den Bäumen mit reifen Äpfeln, zeigte Brigitte Hofherr den Teilnehmerinnen, wie sie bei ihren Kunstworkshops vorgeht, wenn sie Kindern und Jugendlichen an den Apfel heranführt. Hannes Bürckmann von Hochstamm Deutschland e.V. stellte im Anschluss Ansätze aus Deutschland vor, wie Naturbildung umgesetzt wird. Ein gutes Beispiel: der Verein Streuobstpädagogik e.V. Das Ergebnis des Tages: Die anwesenden Frauen sind hoch motiviert ein Netzwerk zu bilden. Am Folgetag des Netzwerktreffens war Tag der Offenen Tür im Botanischen Garten. Brigitte Hofherr bot bei dieser Gelegenheit nochmal Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche an.
Vielfalt an M. Sieversii-Klonen im Botanischen Garten Almaty (Alle Bilder: Hochstamm Deutschland e.V.)
Künstlerinnen beschäftigen sich unter Anleitung von Brigitte Hofherr (dritte von links) mit dem M. sieversii.
Hochstamm Deutschland e.V. traf am Folgetag Yernar Sailybayev. Er ist Aktivist und Geschäftsführer des Caspian Environmental Consortium Ltd. Er und sein Team setzen sich für den Erhalt der traditionellen Obstgärten im Süden Almatys ein, die noch aus der Sowjetzeit stammen. Sie sind dementsprechend nicht wild, sondern eine Kulturlandschaft – wie Streuobst auch. Neben dem M. sieversii wachsen hier auch viele andere (Kultur-)Obstarten und -sorten. Insgesamt umfasst das Gebiet heute noch rund 500 ha. Die Nähe zur Millionenstadt Almaty bedroht den Bestand. Die Stadt bereitet sich immer weiter Richtung Süden und damit in die heute sehr biodiversitätsreichen Obstbestände aus. Sailybayev und sein Team suchen nun nach Möglichkeiten, Wertschöpfungsketten aufzubauen, um die Bestände zu erhalten.
Yernar Sailybayev zeigt Hochstamm Deutschland e.V. die Obstgärten am Rande von Almaty. Sie sind u.a. durch illegale Siedlungen bedroht.
Kirgistan: Produkte aus wilden Walnusswäldern
In Kirgistan liegt der Schwerpunkt des ALMA KIKA-Projekts darauf, Wertschöpfungsketten für Produkte aus Wildobst und -nussbeständen zu entwickeln. Dafür traf sich Hochstamm Deutschland e.V. mit der Assoziation der Land- und Forstnutzer Kirgisistans. Generaldirektor Aitkul Burkhanov und sein Team setzen sich u.a. für den Erhalt der wertvollen Walnussbestände in Kirgistan ein. Sie zeigten Hochstamm Deutschland e.V. die Bestände bei Dschalal-Abad, die im Eigentum des kirgisischen Staates sind. Ansässige Bauernfamilie dürfen die Nüsse sammeln und verkaufen. Sie bekommen eine bestimmte Fläche zugewiesen. Die Walnussbäume wachsen dort wild, die Bauernfamilien pflegen nicht, pflanzen nicht nach und entnehmen keine Bäume. Der Walnusswald erneut sich von selbst.
Die wilden Walnusswälder beginnen hinter den Dörfern. Dort wachsen teilweise Bäume, die mehrere hundert Jahre alt sind.
Der Leiter der Vermarktungsgenossenschaft Zairbek, Bauer Dairbek, Hannes Bürckmann von Hochstamm Deutschland und Toulos von der Vereinigung der Land- und Forstnutzer (von links) im Walnusswald.
Hochstamm Deutschland traf mehrere Bauernfamilien, die ihre Produkte vorstellten. Diese vermarkten sie über eine kleine Erzeugergemeinschaft. Sie hat eine Produktionshalle mit den nötigen Maschinen eingerichtet, z.B. Knackmaschinen und Trockner. Dort werden, - neben den Walnüssen, auch weitere Erzeugnisse aus den wilden Wäldern, z.B. den Urapfel, Pistazien, Mandeln und Morcheln verarbeitet. Hochstamm Deutschland unterstützt sie nun dabei, Abnehmer für diese hochwertigen Produkte in Deutschland zu finden.
Die Produktvielfalt ist groß. Naturprodukte aus Kirgistan umfassen u.a. Pistazien, getrockneter Urapfel, Berberitze, Pistazienöl, getrocknete Zwetschgen und Morcheln.