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Was hilft gegen den Birnenverfall? Schweizer Initiative sucht nach Lösungen
Der Birnenverfall schwächt Hochstammbirnbäume oder bringt diese sogar vorzeitig zum Absterben. Bisher fehlt ein wirksames Gegenmittel. Akteure aus der Schweiz arbeiten nun an einer Lösung
Was geschieht beim Birnenverfall (pear decline)?
Die Krankheit kann verschiedene Symptome aufweisen. Am auffälligsten ist sicherlich die frühe und teilweise extreme rote Blattfärbung im Spätsommer. Aber auch kleinere oder eingerollte Blätter, kleine Früchte, geringes oder ausbleibendes Triebwachstum weisen auf die Krankheit hin. Die Bäume sterben vorzeitig ab. Bei vitalen Jungbäumen geschieht das innerhalb von zwei bis fünf Jahren, teilweise aber auch sehr plötzlich. Bei Altbäumen zieht sich der Absterbeprozess häufig schleichend über viele Jahre. Da weitere Stressfaktoren wie Trockenheit, Nährstoffmangel, Mäusefraß usw. zu ähnlichen Symptomen führen können, macht es die Diagnose häufig schwer. Laboruntersuchungen und neuere Schnelltests sind zudem nicht ohne Aufwand und Kosten durchführbar.
Die Phytoplasmen, welche die Symptome des Birnenverfalls verursachen, sind in den Sommermonaten im ganzen Baum verteilt. Im Winter kommen sie nur noch im Wurzelbereich vor, um sich im Frühjahr wieder im ganzen Baum zu verteilen. In den Trieben sind die Erreger im Winter nicht mehr nachweisbar. Die Krankheit wird hauptsächlich durch verschiedene Birnblattsauger verbreitet. Sommerveredelungen mit infiziertem Reisermaterial tragen aber auch zur Verbreitung bei.
Sorten unterschiedlich anfällig
Als hoch anfällig gilt die sonst gesunde und vitale Schweizer Wasserbirne. Jungbäume wachsen oft in den ersten Jahren gut, bis sie frühzeitig ermüden und immer stärker die bekannten Symptome aufweisen und letztlich absterben. Auch Altbäume kränkeln und sterben nach und nach ab. Ebenso hoch anfällig sind beispielsweise die Giffards Butterbirne und weitere Sorten.
Viele Sorten sind mittel-anfällig. Sie kränkeln, sterben aber nicht wirklich ab. Die immer häufiger auftretenden Hitze und Trockenperioden verstärken allerdings die Anfälligkeit und haben zusammen mit den Phytoplasmen auch bei diesen Sorten fatale Folgen.
Tolerant gegen Phytoplasmen scheint die Knollbirne zu sein. Aber auch Knollbirnen, die auf Wasserbirnen veredelt wurden, bekommen die Krankheit. Inzwischen finden Bewirtschaftende immer wieder Sorten, die vom Birnenverfall scheinbar nicht betroffen oder tolerant sind. Dazu gehören die Ottenbacher Schellerbirne oder die Hasenbirne.
Was hilft?
Eine Lösung des Problems sind phytoplasmenresistente Unterlagen. Die derzeit auf dem Markt erhältlichen neuen Unterlagen sind allerdings eher für den Tafelbirnenanbau geeignet. Grund dafür ist der geringe Wuchs, verbunden mit schnellem Ertragseintritt, im Vergleich zu den bekannten Kirchensaller Sämlingen. Letzere ist besonders anfällig gegen den Birnenverfall. Hoffnung machen "alte" Birnensorten, die gegen den Krankheitserreger resistent zu sein scheinen. Die neuen Unterlagen Virutherm 1 und Virutherm 2 scheinen sich im Bezug auf die Toleranz gegenüber Phytoplasmen zu bewähren. Sie wachsen aber anscheinend 10 bis 20 Prozent weniger als die Kirchensaller. Zudem kommen sie früher in Ertrag. Die Kombination zwischen geringerem Wachstum und frühem Ertrag bereitet Sorgen. Im landschaftsprägenden Birnenhochstammanbau ist diese Kombination aus Sicht des Autors und Pomologen Roman Eisenring ungeeignet. Mit diesen Unterlagen entstehen wahrscheinlich keine wirklich großen landschaftsprägende Birnbäume.
Suche nach Sorten, die tolerant gegen Birnenverfall sind.
Die augenscheinlich toleranten Sorten sind eine Zukunftshoffnung. Sei es als wurzelechte Unterlage, als wurzelechte Sorte oder zur Züchtung neuer starkwüchsiger Unterlagen für den Hochstammanbau. Mit diesem Artikel ruft der Autor dazu auf, Beobachtungen zur Krankheit zu melden. Insbesondere sortenspezifische Unterschiede sind für zukünftige Pflanzungen oder Züchtungen wertvoll. Melden Sie sich, wenn Sie Antworten auf folgende Fragen haben:
- Wer kennt sehr gesunde und starkwüchsige, über zehn Jahre alte Birnbäume, welche in Gebieten mit Birnenverfall augenscheinlich befallsfrei bleiben?
- Wer kennt Altbaumbestände, wo kranke und gesunde Birnbäume nebeneinander stehen? Welche Sorten bleiben gesund?
- Welche Sorten bleiben an Mehrsortenbäumen am vitalsten? Wer hat hier Beobachtungen gemacht?
- Wer befasst sich sonst noch mit dem Thema Birnen, Birnenverfall, Birnenhochstammanbau?
- Wer hat Interesse, Versuchspflanzungen mit wurzelechten (vegetativ vermehrte) Birnensorten zu machen?
Autor und Kontakt
Roman Eisenring
Oberdorfstrasse 13
CH-9248 Bichwil
pirum-radix@gmx.info