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Streuobst gegen Stress – Warum Streuobstlandschaften gesund machen
Mitte November veranstaltete das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg erstmals eine Gesprächsrunde mit vier Forschern zum Thema Streuobstwiesen und Gesundheit. Mit dabei waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Freiburg, Nürtingen, Bielefeld und Zürich.
Streuobst wichtig für ein gutes Leben
Prof. Ulrich Gebhard von der Universität Bielefeld befasst sich damit, was Natur und Gesundheit verbindet. Er sieht den klaren Zusammenhang zwischen einem Naturerlebnis und körperlicher, aber vor allem auch seelischer Gesundheit. Er verweist auf eine Studie des Umweltbundesamtes. Darin sind sich über neunzig Prozent der Befragten einig, dass Natur zu einem guten Leben dazugehört. Streuobstwiesen sind hierbei die besten Beispiele. Die parkähnliche Landschaft erinnert an die Savannen, in denen die frühen Menschen gelebt haben. Dort schaut man weit, hat aber gleichzeitig noch Bezugspunkte in Form der Bäume.
Streuobst als gezähmte Natur
Prof. Christian Küpfer, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen, weist darauf hin, dass es weniger um den einzelnen Baum geht. Vielmehr sind ganze Streuobstlandschaften besonders interessant. Sie halten uns körperlich fit, z.B. beim Wandern, aber vor allem sind sie Bezugsorte. Wenn wir uns in ihnen aufhalten, erfahren wir nicht nur die Bäume und Wiesen, sondern auch viel über uns selbst, erklärt Gebhard. Prof. Eike von Lindern ergänzt, dass dies nur möglich ist, weil die Wiesen „gezähmt“ sind. Menschen brauchen keine Angst davor zu haben, beispielsweise von einem Bären angefallen zu werden.
Gesundheitsaspekt ökonomisch nutzen?
In vergangenen Jahrhunderten war der Obstbau eine Hochkultur, erklärt Prof. Werner Konold, der sich in seinen Arbeiten viel mit der Geschichte von Kulturlandschaften beschäftigt. Schon im Mittelalter waren die medizinischen Vorteile der Früchte bekannt. Er nennt hier das Beispiel der Quitte, die unsere Vorfahren schon früh als Mittel gegen Blähungen und Magenprobleme beschrieben. Dieses Wissen gelte es heute wieder zu nutzen – und dabei das Wissen von früher zu nutzen. Auch als Tourismusmagnet, therapeutische Angebote, Kur- und Bildungsorte sind Streuobstlandschaften wertvoll, sind sich die Experten einig.
Ganz wichtig: Wertschätzung
Von Lindern plädiert dafür, neben der Ökonomie vor allem auch die Wertschätzung in den Blick zu nehmen. Warum immer monetarisieren? Mit dieser Frage verweist der Wissenschaftler aus Zürich darauf, dass Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden, wenn Menschen Streuobstlandschaften erleben – egal ob sie wandern, pflegen oder Produkte genießen. Streuobstbestände fördern auch die Identität mit der Heimat und motivieren Menschen, sich regional zu engagieren. Von Lindern verweist an dieser Stelle auf die Rolle der Politik. Zeige diese Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit der Bewirtschaftenden in der Praxis, helfe dies Antrieb zu schaffen. Diese intrinsische Motivation funktioniert dann auch ohne Geld.
Weitere Information:
- Agrar Presseportal (2021): Livestream-Veranstaltung aus der Landesvertretung Baden-Württemberg stieß auf großes Interesse (Link)
Foto: Angela Hammer