Was gibts Neues?
Themen, Ideen, Termine und viele weitere spannende Nachrichten aus unserem weitverzweigten Netzwerk - wenn es etwas Neues gibt, lesen Sie es hier.


Rückblick Herbsttagung Pomologen-Verein e.V.: Zwischen Kanal und Obstwiese
Auch wenn die Herbsttagung des Pomologen-Vereins e.V. in diesem Jahr fast im äußersten Norden Deutschlands stattfand, waren unter den ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fast alle Landesgruppen vertreten. Auch aus Bayern, Norwegen und Österreich kamen Mitglieder angereist, um am Wochenende vom 22. bis zum 24. August 2025 an Vorträgen, Diskussionen und Exkursionen teilzunehmen.
Alte Sorten im äußersten Norden Deutschlands
Das Gelände des Nordkolleg Rendsburg erwies sich als idealer Ort für die Tagung der Pomologinnen und Pomologen. In den Pausen stand den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der schöne, wilde und bunt gestalteten Garten des Kollegs zur Verfügung. Neben unterschiedlichsten Pflanzen und künstlerisch gestalteten Ecken beinhaltet der Garten auch einen Baum mit 100 verschiedenen Sorten. Eine noch größere Sortenvielfalt zeigte eine Sortenausstellung im Tagungssaal.

Projekt Apfel:gut
Die Tagung startete am Freitagnachmittag mit einer Exkursion nach Hollingstedt zum Apfelschiff, einem Bioland-Obstbetrieb, den Bernd Hagge-Nissen und Inde Sattler betreiben. Im Mittelpunkt stand das Sortenzuchtprojekt Apfel:gut. Die Teilnehmenden erhielten einen kleinen Einblick in die komplexen Arbeitsschritte von manueller Bestäubung, Kernaussaat und Bonitierung von Baum- und Fruchtqualitäten sowie Krankheitsanfälligkeiten. Der erste Abend endete mit einem offenen Landesgruppenabend, an dem das Thema Empfehlungslisten von Obstsorten breit diskutiert wurde.

Vorträge zu Netzwerk, Kartierung und Wundreaktion
Der Samstag begann mit einem spannenden Vortragsprogramm. Zunächst stellte Heinz Egleder den im Raum Lübeck sehr aktiven Verein Hanse-Obst e.V. vor. Mit fünf Obstpädagogen, der Zusammenarbeit mit 30 Schulen und zusätzlich vielen Kindergärten, 50 ha Obst auf städtischen Flächen und einer wöchentlichen Zeitungspräsenz leistet der Verein einen beeindruckenden Beitrag für die Streuobstszene. Jens Meyer berichtete über ein ebenso beeindruckendes Kartierungsprojekt im Biosphärenreservat Schaalsee und dem Ratzeburger Land (im Westen Mecklenburg-Vorpommerns). Innerhalb von zwei Monaten erfassten er und sein Team 2.682 Bäume, um sich einen Überblick über die aktuelle Situation der Obstbäume zu verschaffen. Sie identifizierten seltene Apfel- und Birnensorten und schaffen mit der Kartierung eine Grundlage für die Vermarktung von Produkten aus alten Obstsorten in der Region. Den dritten Vortrag an dem Vormittag hielt Dr. Horst Stobbe, Dipl.-Holzwirt und Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Baumpflege. Er referierte zum Thema Wundreaktion von Bäumen nach dem CODIT-Prinzip anhand eindrucksvoller Fotos aus der wissenschaftlichen Praxis sowie Handlungsempfehlungen zum baumschonenden Schnitt.
Am Nachmittag besichtigten die teilnehmenden Personen die Streuobstwiese Mühlenbarbek. Cordelia Triebstein und Heinz-Ulrich Schimkat stellten – nach anfänglichem Sturzregen – ihre sorgfältig angelegte und betreute Wiese mit den vielen seltenen Sorten und Tierarten vor. Es gab reichlich Gesprächsstoff. Das üppige Kuchenbuffet und regionale Brombeerköstlichkeiten rundeten den geselligen Nachmittag ab. Am Abend hatte die Landesgruppe SH/HH ein reichhaltiges Grillangebot auf die Beine gestellt. Um das wieder abzutrainieren, lud Jochen Bock, Mitglied der Landesgruppe und begnadeter Naturgärtner am Nordkolleg, zu einer Nachtwanderung zum Nord-Ostsee-Kanal ein. Mit Taschenlampe ging es über Stock und Stein durch den Wald zum Kanal, wo die riesigen Frachter unbeirrt in Richtung Nordsee unterwegs waren.

Entdeckungen über Streuobst hinaus
Nach der vormittäglichen Mitgliederversammlung teilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Gruppen. Einige besuchten den noch jungen Entdeckergarten in Jevenstedt mit seinen Umstellbäumen. Andere trafen sich in Büdelsdorf zum Besuch der NordArt auf dem Gelände der ehemaligen Gießereihallen der Carlshütte. Nicht nur außergewöhnliche, oft überdimensionale, größtenteils verkäufliche Kunstobjekte – auch mit überraschendem Bezug zur Natur – waren hier zu sehen. Spannend war auch der Blick auf den historischen, einst vernachlässigten Obstbaumbestand auf dem Gelände und die Bemühungen der Baumpfleger, diesen langfristig zu sichern.
Flankierend zum Programm hatten einige Mitglieder die Pforten geöffnet, um Interessierten, die vor und nach der Tagung noch in der Region waren, Ihre Arbeit vorzustellen.

Lust auch einmal dabei zu sein?
Wer Lust bekommen hat, bei der nächsten Pomologen-Tagung dabei zu sein, hält sich das Wochenende vom 1. bis 3. Mai 2026 frei. Da findet die Frühjahrstagung des Pomologen-Vereins e.V. wie üblich in Naumburg statt. Die nächste Herbsttagung findet vom 4. bis 6. September 2026 in Bayern statt.