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Neue Obstbaum-App „SEPP“ macht Erhalt und Pflege digital
Sie lieben Ihre Streuobstbäume, kennen ihre Eigenheiten und stecken viel Herzblut in ihre Pflege. Doch wie behalten Streuobstbewirtschafterinnen und -bewirtschafter den Überblick, dokumentieren alte Sortenfundorte und organisieren die notwendigen Pflegemaßnahmen effizient – gerade bei großen Beständen oder wertvollen Einzelbäumen? Allgemeine Baumkataster greifen hier oft zu kurz, denn die spezifischen Anforderungen des Obstbaus fehlen. Doch jetzt gibt es eine maßgeschneiderte Lösung, die das Potenzial hat, die Erfassungs- und Erhaltungsarbeit im Streuobstbau zu revolutionieren: die neue Sortenerfassungs- und Pflegeapp, kurz „SEPP“.
Was kann SEPP? Ein Blick auf die Funktionen
Die App ist konzipiert, um Fachleuten und Laien gleichermaßen eine unkomplizierte und datensichere Nutzung zu ermöglichen. Sie basiert auf einer ausgereiften, open-source-basierten WebGIS-Plattform und bietet grundlegende Funktionen, die für die moderne Obstbaumpflege und Sortenerfassung entscheidend sind.
- Standort erfassen: SEPP ermöglicht die präzise Verortung jedes Baumes sowie der dazugehörigen Flächen mithilfe eines geografischen Informationssystems. Das Erfassen der Standorte mittels GPS und das Verknüpfen sortenspezifischer Daten anhand eines Geräts erleichterte die Arbeit vor Ort deutlich.
- Baum- und Sortendaten eingeben: Streuobstakteure erfassen umfassende Daten wie Obstart, Alter, Pflegezustand, Pflegemaßnahmen, Sorte und den Stand der Sortenbestimmung. Im Gegensatz zu allgemeinen Baumkatastern berücksichtigt SEPP spezifische Obstbaumkriterien wie Wüchsigkeit, Kronenform, Krankheitsanfälligkeiten und die Baumpflegehistorie.
- Datenübertragung und Auswertung: Die erfassten Daten werden zur Sicherung und Auswertung auf einen zentralen Server übertragen. Dies ermöglicht Analysen zu Aufwand, Arbeitskoordination, Baumhistorie und Kartografie.
- Mobil und am PC arbeiten: App-Nutzerinnen und -Nutzer pflegen und erfassen ihre Daten bequem über mobile Geräte oder im Browser am PC. Die Anwendung unterstützt die Offline- sowie Online-Erfassung von Geoobjekten.
- Fotos verknüpfen: Es gibt die Möglichkeit, Bäume und Sorten visuell zu erfassen. Fotos können mit den Grunddaten der Bäume und der Pflegemaßnahmen verknüpft werden. Besonders aussagekräftig sind Fotos, die den Baumzustand vor und nach einem Eingriff festhalten.
Welche Daten erfasst SEPP?
Die App dokumentiert umfassend auf zwei Ebenen, die auf den erfassten Standortflächen und konkreten Baumdaten aufbauen:
- Sorten erfassen: Hier dokumentieren Nutzer Baum- und Fruchteigenschaften und organisieren die pomologische Bearbeitung. Sie geben Reifezeit, Genussreife, Größe, Form, Farbe, Geschmack und den Bestimmungsstatus ein. Die App ermöglicht Wiedervorlagen für Folgejahre und notiert Reiserschnitte. So unterstützt sie die Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg (SEZ) dabei, interessante Sortenhinweise zu bekommen und regionaltypische oder lokale Sorten für Sammlungen zu finden.
- Pflege dokumentieren: Diese Ebene hilft, Pflegemaßnahmen fachgerecht zu dokumentieren und zu organisieren. Nutzer beurteilen Baumstabilität, Vitalität und Nutzbarkeit, legen Pflegeziel und Eingriffsstärke fest und planen Schnittmaßnahmen. Sie definieren Pflegemanagement mit Zyklus und Dauer. Spezielle Eingabemasken berücksichtigen junge und alte Bäume. Nutzer erfassen Krankheiten und Schädlinge wie Mistel oder Birnenverfall. Jeder Pflegedurchgang archiviert automatisch das Datum und erstellt so eine nachvollziehbare Pflegehistorie zur Erfolgskontrolle.

Für wen ist SEPP geeignet?
SEPP ist für eine breite Palette von Personen gedacht, die im Bereich des Streuobstbaus aktiv sind. Konkret richtet sich die App vor allem, aber nicht ausschließlich an folgende Zielgruppen in Baden-Württemberg:
- Alle professionell mit der Erhaltungsarbeit betrauten Personen: Kreisfachberaterinnen und -berater, Beschäftigte von Erfassungsprojekten in Verbänden und Vereinen
- Generell alle privaten, ehrenamtlich oder hoheitlich im Landesauftrag arbeitenden Personen
- Interessierte Laien
Wenn möglichst vielen Personen SEPP nutzen, hilft das auch der Erhaltungsarbeit der SEZ Baden-Württemberg. Sie steht kostenlos für alle privaten, ehrenamtlich oder hoheitlich im Landesauftrag arbeitenden Personen in Baden-Württemberg zur Verfügung. Die zentrale Datenspeicherung ermöglicht der SEZ die Einsicht in alle Erfassungen. Nutzerinnen und Nutzer entscheiden jedoch selbst, ob und in welchem Umfang ihre Erfassungen von anderen Nutzern (die nicht der SEZ angehören) eingesehen werden können. Nutzer in gemeinsamen Erfassungsprojekten sehen und bearbeiten ihre Daten und Bäume gemeinschaftlich. So entsteht ein breit vernetztes Netzwerk für die Erhaltung der Obstsortenvielfalt.
Was bringt die Zukunft?
Im Herbst 2024 wandte die SEZ die App erstmals im Rahmen ihrer Erhaltungsarbeit an. Dabei erfasste sie insgesamt 406 Apfel- und Birnbäume. Die App erleichterte die Erfassung und das Verknüpfen der Daten deutlich. Die Organisation und Dokumentation der Pflege ist nach mehreren Entwicklungsschritten inzwischen ebenfalls praxisreif. Das Entwicklungsteam sieht großes Potenzial für die Zukunft. Fachliche Weiterentwicklungen sind notwendig, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der Obstgehölzpflege zu integrieren. Auch bei Grafik und Layout sind weitere Entwicklungen denkbar. Für die Anpassung an andere Betriebssysteme wie iOS ist zusätzliche finanzielle Unterstützung erforderlich.
Ein großer Wunsch der Initiatoren ist es, dass Streuobstakteure die App bundesweit nutzen. Sie ist bundesweit verfügbar. Vergleichbaren digitalen Werkzeugen fehlt meist die mobile Erfassungsfunktion auch ohne Internetzugang. Außerdem fehlt ihnen meist eine Struktur, die auch die Pflegemaßnahmen und Sortenwissen erfasst. Ein bundesweiter Gebrauch schafft einen großen Datenpool nach einheitlichen Kriterien und hilft, Fragen zum Verhalten von Sorten unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen belastbarer zu beantworten als bisher.
Wer steht hinter dem Projekt?
Die Entwicklung der App ist Teil des EIP-Projekts „Zukunftsorientierter Streuobstbau“, das von Mai 2023 bis Dezember 2024 in Baden-Württemberg lief. Ein EIP-Projekt ist ein EU-gefördertes Innovationsprojekt in der Landwirtschaft, bei dem Praxis und Fachleute zusammenarbeiten, um neue Lösungen für praktische Herausforderungen zu entwickeln. Ziel des Projekts war es, gemeinsam mit Akteuren im Streuobstsektor die Widerstandsfähigkeit von Streuobstwiesen gegenüber dem Klimawandel zu stärken und zukunftsfähige Maßnahmen zu entwickeln. Die Sortenzentrale des Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee koordinierte die Partner, darunter das Schwäbische Streuobstparadies e. V., die Universität Hohenheim, den BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben und die Manufaktur Jörg Geiger. Die SEZ entwickelte die App gemeinsam mit Partnern wie dem Streuobstnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern, der Umweltplan GmbH Stralsund und dem Büro GDI Service.
SEPP wird zukünftig vom Pomologen-Verein e.V. betreut und bundesweit angeboten.
Weitere Informationen und Zugang
Zugang erhalten Interessierte ab August 2025 über ein Anmeldeformular. Es wird über die Homepage des Pomologen-Verein e.V. bekanntgegeben.
Auskunft gibt:
Sortenerhaltungszentrale
Dipl. Ing. agr. (FH) Hans-Thomas Bosch
Schuhmacherhof 6
88213 Ravensburg
0151 407 406 26
bosch@kob-bavendorf.de
www.kob-bavendorf.de