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Europa im Visier: Der Japankäfer erobert neue Gebiete.
Eine neue Bedrohung auch für Streuobstwiesen
Ein unscheinbarer Neubürger macht sich auf den Weg nach Deutschland und könnte auch Streuobstwiesen in Gefahr bringen: der Japankäfer (Popillia japonica). Dieser etwa kaffeebohnengroße Käfer mit seinem grün schillernden Kopf und Hals sowie den markanten weißen Haarbüscheln an Hinterleib und -ende wirkt auf den ersten Blick harmlos. Doch sein immenses Wirtspflanzenspektrum, das weit über 400 Arten umfasst, darunter viele unserer Kern- und Steinobstsorten wie Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume und Pfirsich, macht ihn zu einem gefürchteten Quarantäneschädling. Während sich die Larven (Engerlinge) im Boden von Graswurzeln ernähren, fallen die adulten Käfer oft in Gruppen über Blätter, Blüten und Früchte her und verursachen bei massenhaftem Auftreten verheerenden Kahlfraß. Die Unterscheidung von heimischen Blatthornkäfern gelingt leicht anhand der charakteristischen weißen Haarbüschel an der Hinterleibsseite.



Kommt er über die Grenze?
In Italien wurde der Käfer erstmals 2014 in der Nähe von Mailand entdeckt. Mittlerweile hat er sich in dieser Region trotz massiver Bekämpfungsmaßnahmen auf knapp 20.000 km2 ausgebreitet. Die italienischen Behörden stellten eine Verzehnfachung der Population pro Jahr fest. Ein Grund für die explosive Vermehrung ist neben dem reichlichen Nahrungsangebot der, im dortigen Klima, nur einjährige Entwicklungszyklus des Käfers. 2023 wurde eine kleine Population erstmals nördlich der Alpen, in der Nähe von Zürich entdeckt, 2024 im grenznahen Basel. Es ist daher immer wahrscheinlicher, dass sich der Japankäfer auch nach Deutschland ausbreitet. Dazu tragen vor allem auch der rege Reise- und Güterverkehr bei, über welchen der Käfer leicht als blinder Passagier eingeschleppt werden kann.
Angesichts des hohen Schadpotentials stufte die Europäischen Kommission den Japankäfer als prioritären Unionsquarantäneschädling ein, was eine Meldepflicht bei Verdachtsfällen bedeutet. Pflanzenschutzdienste überwachen bereits Hauptverkehrswege und gefährdete Orte. Seit 2021 wurden im Rahmen dieser Maßnahmen vermehrt einzelne Tiere gefangen, Tendenz steigend.
Wachsamkeit gefragt – Was Streuobstakteure tun können
Um Streuobstwiesen zu schützen, ist es entscheidend, eingeschleppte Käfer frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Melden Sie daher jeden Verdacht unverzüglich an den zuständigen Pflanzenschutzdienst (PSD) Ihres Bundeslandes (Kontaktdaten gibt es hier). Versuchen Sie, Käfer zu fangen oder machen Sie aussagekräftige Fotos. Die Einsendung von Larven oder Käfern sollte aus Quarantänegründen erst nach Rücksprache mit dem PSD erfolgen.
Weitere Informationen bei der Autorin
Dr. Stephanie Feltgen
Julius-Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Straße 27
06484 Quedlinburg
Telefon: +49 3946 47 7575
stephanie.feltgen@julius-kuehn.de