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Eine musikalische Hommage an Äpfel und Birnen
Streuobst ist eine Kunst, Kulturerbe und Kulturlandschaft in einem. Das Obst, die hohe Artenvielfalt aber auch die Streuobstkultur begeistern viele. Wir stellen in unserer Reihe Kunstschaffende vor, die einen neuen Zugang zu Streuobst bieten. Diesmal: Die Sängerin und Rezitatorin Beate Josten. Gemeinsam mit ihrem Klavierpartner Stephan Winkelhake bringt sie Mythen, Musik und Geschichte rund um Äpfel und Birnen auf die Bühne – unterhaltsam, sinnlich und voller Überraschungen.
- Die Künstlerin: Beate Josten
- Ihre Kunst: Sängerin und Rezitatorin
- Das Interview führte: Mira Mosbacher
Streuobst-News (SN): Frau Josten, Sie sind Sängerin und Rezitatorin. Erzählen Sie uns von Ihrem Werdegang. Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Gesungen habe ich schon als Mädchen. Wir hatten ein Treppenhaus mit einer sehr guten Akustik, die ich leidlich ausgenutzt habe. So laut ich konnte. Irgendwann hat mir meine Mutter dann eine Gesangslehrerin gesucht. Sie meinte wohl, es könnte besser werden. Mit zweiundzwanzig Jahren habe ich dann in Hamburg Gesang studiert. Anschließend habe ich in Bad Nenndorf noch eine Ausbildung als Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin nach Schlaffhorst/Andersen gemacht und mit Begeisterung an und mit meiner Sprechstimme gearbeitet. So hat es sich ergeben, dass ich in meinen Programmen immer das gesprochene und das gesungene Wort kombiniert habe.
SN: Gemeinsam mit Ihrem Klavierpartner Stephan Winkelhake haben Sie das Programm “Was ist das für ein herrlich Obst!” kreiert. Was hat Sie bewegt, dieses Programm zu erstellen? Gab es einen besonderen Anlass oder eine Schlüsselszene?
Die Schlüsselszene war eine Begegnung mit einem Mann, der mich dabei beobachtet hat, wie ich am Straßenrand Äpfel gepflückt habe. Er zeigte sich sehr erstaunt darüber, dass „noch jemand Obst pflückt“ und hat mich zu sich und seinem Apfelbaum nach Hause eingeladen. Seine Frau lächelte nur, als sie uns beide begeistert beim Pflücken beobachtete und erklärte mir, ich hätte wohl auch das „Pflück-Gen“. Dieses Pflück-Gen quält mich allerdings auch manchmal: Es gibt Fahrradstrecken, auf denen ich kaum vorankommen, da ich jeden Obstbaum sichte und abpflücken möchte. Da begann ich diese Sucht künstlerisch zu bearbeiten, alles über Äpfel und Birnen zu lesen, zu hören und zu sehen.
SN: Was macht dieses Programm in Ihren Augen so besonders? Was hebt es von anderen Konzerten ab?
Ehrlich gesagt kenne ich gar kein anderes Programm, das sich musikalisch mit diesem Thema beschäftigt. Es gibt Vorträge, Dokumentationen, Erklärvideos, Buchtitel, die sich mit vielen Aspekten des Themas beschäftigen. Aber ein Programm, das die wesentlichen Aspekte des Themas in Liedern, Texten und Gedichten informativ und unterhaltsam zusammenfasst, ist mir nicht bekannt. Ich habe versucht, bei Adam und Eva anzufangen und im Hier und Jetzt zu enden. Ich möchte Mythen und Fakten sinnlich präsentieren und die umfassende Bedeutung des Obstes für uns Menschen, die Tiere und die Natur mit Humor, Charme und Leidenschaft vermitteln. Das Programm haben alle Altersgruppen gesehen und alle waren, selbst wenn ihnen im beruflichen oder privaten Kontext das Thema an sich nicht begegnet, von dem Programm sehr angetan. Da ich mich in allen Gesangssparten bewegen kann, also sowohl klassische als auch Volkslieder oder Chansons im Programm habe, fühlen sich viele Menschen angesprochen. Durch die frechen und humorvollen Töne, die vorkommen, haben wir alle im Konzert eine entspannt anregende und sehr unterhaltsame Zeit.
SN: In Ihrem Nachwort zum Programm sagen Sie: Der Apfel hat den Lauf der Welt schicksalhaft mitentschieden, die Birne die Moral verbessert. Können Sie das für unsere Leserinnen und Leser noch etwas erläutern?
Äpfel und Birnen haben den Menschen immer geholfen: Sie haben sie in festem und flüssigem Zustand ernährt, und die Bäume, auf denen sie wachsen, haben ganze Landschaften geprägt. Ihre Form und Farbe boten Inspiration für Liebeslyrikerinnen und Modeschöpfer. Sie hatten auch als Geschenk und Gabe eine symbolische Bedeutung für Liebende. Die Lieder, die ich über Äpfel und Birnen gefunden habe, beschreiben sehr anschaulich, welche Bräuche den Liebesbedürftigen geholfen haben, durch dieses kleine Kernobst zusammenfinden. In der Wissenschaft (Gravitationsgesetz) hat der fallende Apfel Isaac Newton zu seiner Erkenntnis verholfen. Ohne den Apfel säßen wir heute noch erkenntnislos im Paradies und möglicherweise war Herr von Ribbeck ein moralisches Vorbild für so viele Gemeinden und Bauern, die am Wegesrand Alleen von Obstbäumen gepflanzt haben, damit kommende Generationen immer genug Obst zu essen haben.
SN: Wen möchten Sie mit Ihrer Musik erreichen? Wer ist ihr Publikum?
Eigentlich alle Menschen. Gemessen an der Menge von Obst, die jeder Mensch in flüssiger, fester, roher oder gekochter Form zu sich nimmt, haben wir doch alle Kontakt mit Obst. Immerhin haben die Menschen mit einen iPhone immer ihren Apple dabei. Natürlich freut es mich besonders, wenn Menschen, die sich bisher nicht mit dem Thema beschäftigt haben, mir zurückmelden: „Begeisternd, wie Frau Josten ihr sehr unterhaltsames und intelligentes Programm rund ums Obst in Worten und Liedern konzipiert und präsentiert hat!“
SN: Was möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern der Streuobst-News mitgeben - über Musik, über Obst, vielleicht auch über das Leben?
Musik bewegt etwas in mir. Eine Melodie, ein Ton, ein Rhythmus trifft mich. Etwas in mir beginnt zu leben und zu schwingen, kommt plötzlich an die Oberfläche und fließt, weitet sich, trägt. In diesen Momenten bin ich sowohl bei mir als auch mit der Welt verbunden. Ich bin frei und gleichzeitig verbunden mit allem. Es gibt etwas, das größer ist als ich. Die Beschäftigung mit Früchten, dem Kreislauf des Lebens, hat eine ähnliche Wirkung. Die Betrachtung und Beschäftigung mit der Natur erzeugen ein konkretes, erfahrbares, sichtbares, riechbares, fühlbares Glück, das ebenfalls größer ist als ich selbst. Beide, Musik und Natur, sind ein erlebbares Wunder.
SN: Und zum Schluss eine Schnell-Fragerunde. Wie sieht für Dich das perfekte Produkt aus?
- Volkslied oder Lyrik?
Eine gekonnte Verbindung von beiden.
- Apfel oder Birne?
Apfel in allen Formen, roh, gekocht, flüssig, gebacken. Birnen reif und roh oder als eingekochte halbe Birne. Als hochprozentiger Geist gehen unbedingt beide.
- Großes Konzert oder kleine, intime Runde?
Mit meiner Band auf großer Bühne und mit Stephan Winkelhake am Klavier in intimer Runde.
- Moll oder Dur?
Unbedingt immer beides damit eine (musikalische) Spannung entsteht. Wenn in einem traurigen Lied nicht auch Lebenslust aufblitzt, ist es deprimierend. Und wenn etwas nur lustig ist, ohne das Wissen um seinen Gegenpart, wird es flach.
- Arbeit oder Leidenschaft?
Zum Glück ist meine Arbeit auch meine Leidenschaft, und meine Leidenschaft kann, wie in diesem Fall, zur Arbeit werden.
SN: Vielen Dank, dass Sie Ihre Leidenschaft mit uns teilen!
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Beate Josten Beate Josten (1959) ist studierte Sängerin und Atem,- Sprech- und Stimmlehrerin, Therapeutin und Gesangslehrerin. Sie interessiert sich besonders für Kunst und jegliche Verarbeitungsweisen von Äpfeln, Birnen, Zwiebeln, Zucchini und vielen weiteren Früchten. Ihre Verbindung zu Streuobst/Obst ist, dass sie selbst Obstbäume hat und sehr gerne mit ihrem „Pflück-Gen“ lebt. Sie tritt zusammen mit Ihrem Klavier-Duopartner auf. Zusammen haben Sie das Programm “Äpfel und Birnen! Was ist das für ein herrlich Obst!“ erstellt. https://www.beate-josten.de/ |