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Die Frühjahrstagung- Ein Bericht
Am ersten Maiwochenende trafen sich 56 Menschen zur Frühjahrstagung des Pomologen-Vereins in Naumburg. Weitere 40 Personen nahmen online teil. Als wolle das Wetter die Wichtigkeit der Klimaanpassung unserer Obstbäume bekräftigen, schüttete es den Samstag über wie aus Eimern. Währenddessen berieten die Teilnehmenden im Tagungshaus über genau dieses Thema: wie müssen wir in Zukunft Obstwiesen anlegen, um lange Freude daran zu haben?
Kernthema der Tagung
Der neue Ansatz: wir brauchen andere Wurzeln. In den letzten 70 Jahren wurden fast ausschließlich Kirchensaller Mostbirne und Bittenfelder Sämling als Wurzelunterlagen der hochstämmigen Streuobstbäume eingesetzt. Auch wenn es sich um Sämlings-Unterlagen handelt, liegen sie genetisch nah beieinander. Ein Ansatz, um der Verarmung der Wurzelgenetik entgegenzuwirken, ist die Tresteraussaat. Dadurch entsteht eine Vielzahl von Sämlingen, von denen die stärksten als Unterlage selektiert und vor Ort umveredelt werden können. So entfällt auch der Schritt des Verpflanzens, bei dem die Wurzeln beschädigt werden. Sämlinge passen sich stark ihrer Umwelt an. Diese Anpassung erfolgt zu Beginn des Baumlebens. Neben den Erfahrungen, die Peter Markgraf mit der Tresteraussaat machen konnte, thematisierte Steffen Fehrenz am Samstagvormittag einen ganz anderen Vermehrungsansatz: die In Vitro-Vermehrung. Nicht jeder Baum lässt sich leicht vermehren. Ältere Pflanzen müssen zunächst mehrmals verjüngt werden.
Der Samstagnachmittag
Nach einem hervorragenden Mittagessen teilte sich die Gruppe der Teilnehmenden auf. Eine vielfältige Ausstellung zum Leben im Totholz von verschiedensten holzzersetzenden Pilzen bis zu einer Käfersammlung durch die Stephan Jöcke führte, begeisterte die einen, während andere sich angeregt über die Themen der Wurzel AG austauschten. Wichtige Aspekte waren die Suche nach interessierten Menschen, die sich in der AG Wurzel einbringen möchten, die Verteilung von Aufgaben und der Austausch schon gewonnener Erkenntnisse. Um herauszufinden, welche Unterlagen sich für die Zukunft eignen, bedarf es jetzt einer guten Dokumentation. Nur so ist in 100 Jahren nachvollziehbar, wie langlebige Bäume erfolgreich gezogen werden können. Wer Platz, Zeit und Lust hat, selbst ein wenig mit unterschiedlichen Unterlagen und Aussaatmethoden zu experimentieren, kann sich an wurzel@pomologen-verein.de wenden. Eine dritte Gruppe diskutierte unterdessen Lösungsansätze für die Herausforderungen, mit denen der in den letzten Jahren stark gewachsene Pomologen-Verein e.V. organisatorisch konfrontiert ist.
Das Abendprogramm
Der Samstag fand einen feierlichen Ausklang mit der Verleihung des Oberdieck-Preis 2025 an Clemens Alexander Wimmer, der in jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit alte pomologische Schriften digitalisierte. Eine beeindruckende Arbeit, die in der Bücherei des Deutschen Gartenbaues zusammengestellt ist.
Der Sonntag
Am Sonntag stellten die Entwickler der neuen Obstbaumerfassungs-App ihre Arbeit vor. In einer Exkursion am Nachmittag konnten die Teilnehmenden direkt ausprobieren, wie die Baumerfassung mit der App funktioniert. Die App ist bereits für Android erhältlich. Der größte Teil des Tages war der Kirsche gewidmet. Zu ihrem Vortrag über ein Kirscherfassungs-Projekt am Niederrhein brachte Carina Pfeffer ein paar gedörrte Geschmacksproben mit. Anette Braun-Lüllemann lieferte ebenfalls einen Beitrag zu den Herausforderungen der genetischen Erfassung von Kirschen. Bevor die Tagung zum Ende kam, berichtete Michael Nagel vom LTZ Augustenberg (landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg) über den schwarzen Rindenbrand. Der Pilz kann sich vor allem auf geschwächten Bäumen verbreiten. Eine gute Versorgung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen sicherzustellen, ist daher ein wichtiger Schritt der Prävention. An der Exkursion am Nachmittag beteiligte sich auch Katharina Cziborra. Sie stellte den Erfassungsbogen für Methusalem-Apfelbäume vor und gab die Möglichkeit auch diese Erfassung auszuprobieren.
Insgesamt war es eine gelungene Tagung mit anregenden Beiträgen, regem Austausch und vor allem vielen Menschen, die für den Sortenerhalt brennen.
